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#1 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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. Nähren nur Häme dich und Schwere, wird dir die Eitelkeit als Wille, um auszuhalten, eine Hülle zum Spott geeignet überstülpen. Mit diesem schaffst du eine Bühne für ein Theater, das im Fröhnen, ein Publikum zum Applaudieren wohl nicht bewegt, du erntest Schweigen. Verlegen wirst du dich verneigen, den ersten Vorhang fallen lassen, den Spiegel wenden und erkennen: das Böse fließt aus eigner Quelle. . .
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Dana,
ich verstehe dein Gedicht wahrscheinlich nicht ganz, was auch daran liegen mag, dass die beiden Sätze der ersten beiden Strophen grammatisch etwas unklar sind. Dein poetisches Bild ist jedoch sehr ansprechend und deshalb finde ich das Gedicht bemerkenswert. Die dritte Strophe ist wirklich gut geraten, glaube ich. Wie ich es verstehe, ist da ein Mensch, der angetreten ist, um das Böse zu bekämpfen, der dabei aber verhärmt und kraftlos geworden ist, so dass er sich selbst nur noch etwas vorspielt. Du sagst ihm, dass er, wenn er den Vorhang einer selbstgeschaffenen Bühne einfach fallen lässt und den Spiegel (man denkt unweigerlich an den Schminkspiegel in der Garderobe) umdreht, d.h. den Blick von sich selbst wendet, etwas wesentliches erkennen wird – siehe letzte Zeile. Hoffentlich liege ich nicht total daneben. Vielleicht versuchst du die ersten beiden Strophen noch etwas deutlicher zu formulieren. In der letzten Strophe würde ich nur statt 'den ersten Vorhang' 'den Vorhang einfach' sagen. Viele Grüße Thomas |
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#3 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, liebe Dana
![]() jeder Mensch erlebt Höhen und Tiefen. Manchmal wird man auch zutiefst verletzt, zweifelt an seinem Wert und ergibt sich dem Zorn über die Ungerechtigkeit des Lebens. Einige Menschen kapitulieren und fallen, andere versuchen zu überleben, indem sie "zurückschlagen". Sehr wenigen gelingt es, beidem zu entgehen. Die meisten handeln nach dem Motto: Für jeden Schlag zwei zurück, egal, wen es trifft. Ein verlorenes Selbstbewusstsein kann man so natürlich nicht wieder aufbauen, es ist eben nur Theater auf einer Bühne der Selbstdarstellung. Nicht einmal der Schauspieler selbst ist "echt", denn hinter der Maske steckt ein Niemand. Er wünscht sich nur verzweifelt, jemand zu sein. Es ist leider nur eine billige "Schmierenkomödie", wobei sich der Spötter nur selbst lächerlich macht. Schon nach kurzer Zeit wird er durchschaut und das Publikum verlässt schweigend "sein" Theater. Das ist eigentlich die einzig richtige Reaktion, denn selbst das Bewerfen mit "Tomaten" würde ihn nur weiter ermuntern. Er möchte Aufmerksamkeit, ob positive oder negative ist ihm gleich. Hauptsache, er findet Beachtung. Ist so ein Mensch erst einmal "überführt", zieht er sich hinter seinen Vorhang zurück. Aber ob er wirklich erkennt, dass das Böse aus ihm selbst kommt, das bezweifle ich. Es kann sein, dass er bei "innerer Einkehr" nur in einen Zerrspiegel blickt. Gut möglich, dass der Vorhang sich noch oft hebt, bevor er irgendwann zum letzten Mal fällt. Um auf die Hinweise meines Vorkommentators ein wenig einzugehen, möchte ich die Strophen hier als fortlaufenden Text darstellen: Zitat:
![]() So tief greife ich nicht in ein Gedicht ein, denn der Inhalt gehört dem Verfasser bzw. der Verfasserin. Deshalb mache ich nur darauf aufmerksam, im Hinblick auf künftige Werke. Strophe 3: Verlegen wirst du dich verneigen, den ersten Vorhang fallen lassen, den Spiegel wenden und erkennen: das Böse fließt aus eigner Quelle. Eine Geschichte, wie man sie nur zu oft erleben kann; und inhaltlich wird sie hier sehr anschaulich und gut geschildert. Sehr gerne gelesen und kommentiert. Liebe Grüße ![]() Stimme ![]()
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#4 | ||
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 5.637
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Hallo Thomas,
ich mag Interpretationen, die fast das Gegenteil des Angedachten aufzeigen und trotzdem gut sind. Zitat:
![]() Das lyr. Ich in diesem Gedicht ist vergrämt, böse und blindwütig. Mit diesen Eigenschaften ausgerüstet, schlägt es auf seine Mitmenschen ein - hält ihnen einen Spiegel vor. Wenn es diesen wendet und selbst hineinschaut, wird es erkennen, dass das Böse aus ihm selbst kommt. An den ersten Strophen muss ich dann wohl noch ein wenig werkeln. Danke für Lob, Kritik und eine andere aber inspirierende Sichweise. Liebe Stimme, meinen Protagonisten hast du durchschaut: Zitat:
![]() Kommt immer wieder vor, das mit dem Splitter im Auge des anderen und dem Balken im eigenen. ![]() Ich mach mich denn an die Arbeit. Euch beiden lieben Dank und liebe Grüße. Dana
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#5 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
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Liebe Dana,
ein interessanter Text, es entsteht der Eindruck, er beschreibt einen Misanthropen. Aber fangen wir vorne an: Nähren nur Häme dich und Schwere, wird dir die Eitelkeit als Wille, um auszuhalten, eine Hülle zum Spott geeignet überstülpen. Der Protagonist scheint ein verbitterter Mensch zu sein. Vielleicht fühlt er sich verkannt, vielleicht wähnt er sich über den Dingen oder den Menschen stehend und so hüllt er sich in ein aus Häme und Schwere gestricktes Gewand des Spottes, welches ihm seine eigene Eitelkeit angefertigt hat. Mit diesem schaffst du eine Bühne für ein Theater, das im Fröhnen, ein Publikum zum Applaudieren wohl nicht bewegt, du erntest Schweigen. So bekleidet tritt er in eine Welt, die er als Theaterbühne für sich nutzen möchte. Die Vorstellung, die er gibt, scheint aber nicht anzukommen, denn der Applaus bleibt aus, denn er findet keine Resonanz. Verlegen wirst du dich verneigen, den ersten Vorhang fallen lassen, den Spiegel wenden und erkennen: das Böse fließt aus eigner Quelle. Im besten Falle wird er Verlegenheit verspüren, alles noch einmal Revue passieren lassen und in einen Spiegel schauen. Dort erkennt er, woran es gelegen hat, nämlich an ihm selbst. Es ist ihm das entgegen gekommen, was er rübergebracht hat. In ein altes Sprichwort übertragen lautet das Motto: "So wie du in den Wald hineinrufst, so schallt es heraus." So etwas geschieht überall und um uns herum. Ob im wahren Leben oder im virtuellen, es ist immer dasselbe. Das wird anschaulich im Gedicht dargestellt. Gerne gelesen und kommentiert. .. . ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#6 |
Slawische Seele
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Lieber Faldi,
du bist sehr einfühlsam Strophe um Strophe eingestiegen und hast nirgendwo meine Intention verfehlt - darüber freue ich mich. Ich muss dir aber noch etwas Interessantes (zumindest für mich ![]() Wir Menschen - und so evtl. auch ich mit diesem Gedicht - "erheben" uns manchmal mit Wertungen und Urteilen über unsere Mitgenossen. Das ergibt sich über Erlebtes, Beobachtetes und darin verborgen sind unsere Enttäuschungen aber auch unsere Wut über jene Charaktere. Ein kluger Philosoph hat mich neulich eines Besseren belehrt und ich weiß, dass du ein eifriger Anhänger seiner Denkweise bist. Ich weiß auch, dass dir diese Version längst bekannt ist. Gerade darum drängt sich mir eine "Aufarbeitung" auf: Es geht nicht darum, Menschen in "Ecken" zu stellen und mit Verachtung zu "strafen". Ein jeder von uns, der sich auf einen "Kampf" einlässt, durchlebt auch Kampfschmerzen. Nicht jeder gibt diese zu und die wenigsten geben deshalb auf. Das sind Eigenschaften, die nicht bekämpft werden dürfen. Diese bedürfen eines philosophischen Verständnisses. In einem Kampf gibt es entweder einen Sieger und Verlierer oder es bleibt unentschieden. Mein Gedicht wollte nicht fingerzeigend richten. Die Rubrik ist absichtlich gewählt. Stammtischgespräche sind manchmal tiefer als eine Denkerklause. Dort treffen Menschen aufeinander, um sich und andere zu "unterhalten". Dort sprechen sie aber aus, was sie bewegt, berührt und beschäftigt. Setzte sich jener Protagonist dazu und würde sich erklären, würde er evtl. dort Freunde finden und Freundschaft erleben. Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, der so gar nicht vom letzten Abschnitt meiner Antwort abweicht. Liebe Grüße Dana
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#7 |
Galapapa
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Liebe Dana,
Dein Gedicht, das mich berührt hat, verstehe ich so: Ein Mensch, der nur noch in Häme und Trübsal lebt, wird dies schwerlich lange aushalten. Also wird er versuchen, um seinen Zustand noch zu ertragen, dem Spott eine Hülle in Form der eigenen Eitelkeit überzustülpen. Er erntet dadurch aber nicht Akzeptanz und Beachtung, sondern nur peinliches Schweigen und erkennt, dass die Ursache seines vergrämten Zustandes in ihm selbst steckt. Der Spiegel bekommt in diesem Zusammenhang eine interessante Funktion; er reflektiert nicht Wahrheit und Realität, sondern das eigene Wunschbild, ist Quelle der Eitelkeit, während die Mitmenschen sehen, was man wirklich darstellt. Die Selbsterkenntnis beginnt hier mit der Abwendung vom Spiegel. Darin steckt eine Menge Zündstoff zum Nachdenken und Material für weitere Texte. Das werde ich sicher noch einige Male lesen und mit Genuss reflektieren. Liebe Grüße an Dich aus dem schwarzen Wald! ![]() galapapa |
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#8 |
Slawische Seele
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Lieber Galapapa,
vielen Dank - weil du außer einer treffenden Interpretation dem "Spiegelbild" eine Doppelfunktion erteilst. Spannend: Man kann darin tatsächlich zwei Seiten sehen. Einmal Wahrheit und Realität oder das eingeprägte Wunschbild. Um den Unterschied zu erkennen, muss man die Bereitschaft aufbringen, sich vom Spiegel abzuwenden, um wirklich zu sehen. Das ist ein hochinteressanter Gedanke, der eigentlich nicht sofort klar wird. Du hast ihn eingebracht und ich staune über eine neue Entdeckung. ![]() Schauen wir mal, was man daraus machen kann. ![]() Liebe Grüße Dana
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