08.10.2011, 13:36 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Wetterwende
Wetterwende Der Duft nach einer Nacht voll sanftem Regen erfüllt die Luft, so riecht die Welt im Herbst; das Laub am Boden wirkt wie ein Gewürz, vereint mit dem Geruch der Jahreszeit. Mein tiefer Atemzug am frühen Morgen, er schmeckt belebend, alles ist jetzt sauber. Die Blätter glänzen feucht, wie frisch gewaschen, wodurch die Farben intensiver leuchten; die Bäume prunken jetzt im Farbenspiel, in Braun, Orange, in Rot und purem Gold. Nur Chlorophyll, und doch scheint mir das Leben noch einmal seine Prächtigkeit zu zeigen. Ich gehe durch den Park mit leichtem Herzen; es raschelt leise unter meinem Schritt. Am Wegesrand erklingt vom Immergrün das Zwitschern eines Spatzenpaars heraus, um mir zu sagen: Geht die Welt auch schlafen, was stört es uns, wir wollen trotzdem singen und froh verkünden, dass die große Mutter uns sicher hüten wird, wie letztes Jahr. Ach, könnte ich als Mensch den Spatzen gleich vertrauen; selbstverständlich jeden Tag genießen, konzentriert allein aufs Heute. Warum hat mein Bewusstsein jäh beschlossen, mir meine Freude wieder zu zerstören, weshalb kann ich nicht länger sorglos sein? Zu denken ist mein Segen und mein Fluch, zu kurz bleibt der Genuss des Augenblicks, denn die Natur gab mir den Geist des Menschen. Erneut beherrschen mich nun die Gedanken an Wintertage, die bald kommen werden. Ein Hauch von Bitterkeit durchdringt die Luft, getragen von dem Wind, der herbstlich kühl mein Haar zerzaust und mir das Wissen bringt: Die Leichtigkeit wird mit dem Wind verwehen, sie ist zu flüchtig, um sie festzuhalten. Der Himmel zeigt mir eine müde Sonne, ihr Licht wirkt trübe, ohne echte Kraft im schrägen Schein, wodurch die Wärme fehlt. Mich fröstelt, meine Jacke wird zu dünn, die Feuchtigkeit, sie kriecht durch alle Nähte – ich habe meinen Schal daheim vergessen. Die Wolken wachsen hoch wie ein Gebirge am Horizont heran und melden drohend: Bald wird es wieder regnen, drehe um; denn regnest du erst nass, dann wirst du krank! Und hinter mir, im immergrünen Busch, da zwitschern Spatzen weiter ihre Lieder ...
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Geändert von Stimme der Zeit (08.10.2011 um 13:47 Uhr) Grund: "in" zu "im" geändert und "schrägem" zu "schrägen" vergessen. Nachträgliche Korrektur. |
08.10.2011, 20:48 | #2 |
ADäquat
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Liebe Stimme,
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08.10.2011, 21:53 | #3 | |||||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, liebe Chavi,
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Deine Rückmeldung ist also sehr wichtig für mich, denn ich möchte mich gerne (irgendwann einmal) an etwas wirklich "Langes" wagen. Ob ich es dann auch poste, weiß ich jetzt noch nicht, das werde ich dann "aktuell" entscheiden. Zitat:
Es ist eben "typisch menschlich", dass wir (ab einem gewissen Alter, Kinder können das noch) irgendwann die Fähigkeit "verlieren", einfach nur zu "sein", im "Augenblick". Als Erwachsene denken wir ständig über alles Mögliche nach, hinterfragen und suchen nach dem "Haar in der Suppe". In manchen Momenten bedauere ich das, es gäbe sicher mehr Freude in unserem Leben, wenn wir diese Fähigkeit (wenigstens teilweise) "behalten" würden ... Obwohl "nur sorglos" für uns Menschen auch nicht das "Richtige" wäre, das ist klar. Aber vielleicht könnte eine Art "Gleichgewicht" unser Leben bereichern. Zitat:
Da wir gerade im Chat darüber "sprachen": Stimmt, irgendwie werden meine Werke immer auch "philosophisch". (Es ist ja nicht so, als ob ich nicht versuchen würde, etwas "weicher" zu schreiben, aber ... ) Danke, dass du dich mit meinem langen Gedicht so intensiv befasst hast, und lieben Dank für dein Nachdenken darüber. Liebe Grüße Stimme
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21.10.2011, 21:12 | #4 |
Slawische Seele
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Liebe Stimme,
in achtundvierzig Blankversen bin ich deinen Weg (nach)gegangen, ließ mich zunächst von Farben und Leichtigkeit tragen um ab Vers fünfundzwanzig (genau die Mitte) in Melancholie bis Trauer zu landen. Da half auch kein Spatzengezwitscher mehr, der Herbst ist da und der Winter kommt. Ein schönes Herbstbild, ein Winterbild und schöne Gedichte darüber könnten mir diese Jahreszeiten durchaus ersetzen. Sie müssen sich nicht über sechs bis sieben Monate ziehen. (Hier wird mir die Langzeit erst wirklich bewusst ) Ein großes Kompliment für die unmerkliche Reimlosigkeit. Mit der Gedichtlänge hast du die o.g. Langzeit unterstrichen, Freud und Leid in direkten und klaren Bildern aufgezeichnet. Wenn ich nicht die "Arglosigkeit" und das Glück der Kinder Jahr für Jahr erleben würde, gründete ich einen Verein, der sich für die Abschaffung oder totale Verkürzung dieser Jahreszeiten einsetzte! Evtl. rührt die Traurigkeit und Verbitterung nicht einzig aus ihnen. Sie zeigen uns auch mit den vergangenen Sommern unsere Vergänglichkeit an. Aber als Gedicht dennoch ein Genuss, den man sich in gemütlicher, warmer und heller Stube gönnt. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
21.10.2011, 22:24 | #5 | ||||||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Guten Abend, liebe Dana,
Zitat:
Die Piepmätze (ja, ich bin ein "Vogel-Fan", obwohl ich keine "tieferen Kenntnisse" besitze) lassen sich also vom Wetter nicht "verdrießen". Dann kamen mir natürlich die Gedanken an uns Menschen. Ich rauche konsequent im neuen Zuhause nur aus dem Fenster, und stand also etwas "fröstelnd" da (hat aber etwas Positives: Ich rauche weniger!), während die Spatzen flogen, hüpften und tschilpten. Ich muss dir einmal ein Kompliment machen. Du liest Gedichte sehr aufmerksam, und richtig: In der "Mitte" wechselt die "Stimmung". Zitat:
Zitat:
Wir hatten einen "langen" Sommer, ich bin zufrieden. Aber es ist nun mal so, von den vier Jahreszeiten sind zwei das, was wir "ungemütlich" nennen. Freud und Leid gehören eben "zusammen". Zitat:
Zitat:
Traurig macht, dass wir, wie ich sagte, die Fähigkeit größtenteils verlieren, auch mal "Spatz zu sein", sobald wir erwachsen sind. Wir können eben nicht "aus unserer (Menschen)haut". Kinder dagegen haben diese "Lebensfreude um des Lebens willen" noch. Aber wir können versuchen, uns ein kleines Stückchen davon zu "bewahren". Zitat:
Liebe Grüße Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (21.10.2011 um 22:26 Uhr) |
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