12.10.2011, 09:20 | #1 |
asphaltwaldwesen
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aussterbendes credo?
"hilf mir, es selbst und recht zu tun!"
das ist, was kinder sich ersehnen. jemanden, um sich anzulehnen, nur so können sie in sich ruh'n. nur so finden sie ihre mitte, von der aus sie die welt bereisen, auf wegen, die wir ihnen weisen. wir geben halt, sie setzen schritte. geht eines falsch, dann ist das leben. denn auch aus fehlern lernen wir, entwickeln eigenes gespür dafür, wohin es gilt zu streben. wir zeigen wie. stützen und geben. .fee `11 |
12.10.2011, 17:35 | #2 |
ADäquat
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Liebe fee,
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12.10.2011, 19:14 | #3 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
dank dir für diese wahrhaftigen zeilen, liebe chavali. der "fehler" in unserer gesellschaft und im alltag ist inzwischen vor lauter gespürtem zeitmangel und hetze der fortschrittlichkeit dermaßen angsteinflößend, dass er auch in der schule nicht mehr als das existieren und geschehen darf, was er ist: spürbares lernen, motivation und begreifen, wie es vielleicht auch noch besser geht. verteufelt wird er, der fehler. das fehlgehen sowieso. als wäre bei nur einem falsch eingeschlagenen weg das ganze leben für immer verpfuscht. wir in unserem perfektions-irrglauben und der irrigen annahme, wir könnten alles kontrollieren, machen uns unsere ängste schön groß und fett, räumen ihnen einen platz auf dem podest ein. und das wird den kindern heute schon im kindergarten vorexerziert. da geraten sie schon in die leistungsmühle, aus der sie nur herauskommen, wenn eltern den mut haben, da gegenzulenken. ich habe den text aus doppelter motivation geschrieben: aus mutter-sicht eines gefrusteten kindes UND aus gefrusteter sicht der pädagogisch motivierten lehrerin angesichts mancher berufsvertreterInnen. da tut es dann doppelt weh, zuzusehen, wie kinder als individuen nicht mehr wahrgenommen, nicht gestützt oder gehalten werden, sondern zu leistungsträgern instrumentalisiert zerrieben und mit allen mitteln geformt werden. ohne rücksicht auf deren ganz eigene "gestalt" und verluste. lieber gruß, fee |
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13.10.2011, 16:58 | #4 |
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hallo fee,
am besten geht es den kindern dann, wenn die , die sie unterstützen sollen, selber gut gehalten und gestützt werden. helft den helfern! möchte ich da mal laut sagen. leider läuft es aber seit jahren ganz anders: wir schnüren die sparpakete im bildungsbereich enger, leisten uns um sündteures geld völlig unnötige verkehrs -prestigeprojekte, und lassen die "helfer" im regen stehen, nach der methode: "darfs ein bisserl mehr sein?" (jede neue pisa-pirsl-timms und nochwas studie zieht einen rattenschwanz an verordnungen, vorgaben und formalismen nach sich....). was die kinder aber wirklich bräuchten, wären menschen, die für sie ausreichend zeit haben, und das kann in zeiten knapper werdender personeller ressourcen dadurch auch nicht herbeigezaubert werden! abgesehen davon wird immer nur von einer reform der mittelstufe gefaselt ( ein politikum, aus tradition in österreich) - aber niemand bedenkt, dass türme beim fundament beginnen - und dass die grundlegende bildung im kindergarten und in der grundschule beginnt und stattfindet! dort sind die maßnahmen zu setzen - und das heißt vor allem: mehr personal! mehr zusatzkräfte, merh flankierende maßnahmen a la finnland. der grundschullehrer kann kein wunderwuzzi sein. das zeitalter der universalgenies ist vorbei. abgesehen davon müsste man die meisten schulen komplett um- bzw. neu bauen. schule von morgen - in den kasernenräumen von übervorgestern? wo sind die dafür nötigen möbel? niemand macht sich in der öffentlichkeit eine vorstellung darüber, wie es so zugeht in einem schulalltag: dass jede zweite legastheniestunde nicht gehalten werden kann, weil die legasthenie lehrerin einspringe muss für eine erkrankte kollegin, das sich die sprachheillehrerin mit der förderlehrerin den raum teilen muss, manchmal muss auch auf dem zugigen gang gearbeteit werden. hurra, wie nett, besonders im winter... dass das schlagwort "ergonomisch sitzen" manchmal mehr als nur lächerlich erscheint , wenn man sich so die vorhandenen schulmöbel betrachtet. dass die ausrüstung öffentlicher schulen mit technischen standards den gegebenheiten in der restlichen gesellschaft weit hinterherhinkt. dass es keine aufzüge in schulen gibt - jedes trumm muss über stockwerke und lange gänge hin-und her getragen werden. eine wohltat, wenn man über fünfzig ist und mit den bandscheiben zu tun hat... eine wirklich nachhaltige, grundlegenede reform wird sehr teuer werden und zeit brauchen und ist eine entscheidung, die vor allem den politschen willen erfordert. denn wenn schon mal die äußeren rahmenbedingungen für bildung nicht stimmen (ungeeignete räumlichkeiten, ungeeignete gruppengröße, knappe budgets, zuwenig personal und flankierende maßnahmen) wie sollen dann die, die in dieser mühle verheizt werden ( gleich, ob lehrer oder schüler) selbstbestimmt nach ihrer "eigenen gestalt" sich entwickeln können? es wird viel zu viel von außen dreingeredet - und jeder möchtegern -experte weiß es (angeblich) besser. ich denke, jeder , der in dieser maschinierie nicht verrrückt wird und den tag überlebt, hat ohnehin schon gewonnen. als eine, die es hautneh kennt - und zwar schon ziemlich lange, larin Geändert von a.c.larin (13.10.2011 um 17:16 Uhr) |
13.10.2011, 20:44 | #5 |
asphaltwaldwesen
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liebe larin,
du weißt, dass ich den betrieb ja auch von innen kenne. und ich stimme dir in jedem wort zu, das du hier geschrieben hast. auch darin, dass die grundschule weitaus mehr stellenwert und förderung erfahren sollte an der richtigen stelle als jede weiterführende schulform. denn da werden für die heranwachsenden die weichen ihrer persönlichkeitsentwicklung gestellt. dennoch - und da setzt mein impuls für das gedicht an - ist für mich - grade, weil ich auch aus dieser branche komme - nicht entschuldbar, an den kindern auszulassen, dass man sich selbst nicht getragen genug fühlt. das ist unprofessionell und richtet weit mehr schaden an, als dass da eben mal nur einem kind die freude am schule-gehen und lernen verdorben wird. die einzige echte "belohnung" für unsere lehrtätigkeit erhalten wir nämlich von den kindern. wenn wir unsere sache auch wirklich in deren sinne gut machen. notfalls auch mit mut zur lücke. die gesellschaft wird uns nie dafür belohnen. die kinder tun es. ehrlich und wahrhaftig. warum bloß zählen die da als maßstab so wenig? liebe grüße, fee Geändert von fee (13.10.2011 um 20:47 Uhr) |
13.10.2011, 23:04 | #6 |
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hallo fee,
ja, ich weiß - und du weißt auch, wie ichs meine. aber auch ohne dass man "irgendwas auslassen will an jemandem" : es kommt rüber, wie man so drauf ist. wie irgendwas energetisch beschaffen ist. (weil dem unbewussten nichts verborgen bleibt) und leider ist das der traurige teil der wahrheit: den letzten beißen die hunde! (und der letzte ist meist der, der keine lobby hat.) das soll keine entschuldigung sein dafür, dass nicht kindgerecht mit kindern umgegangen wird. dafür gibt es keine entschuldigung. wenn man um hintergründe und zusammenhänge weiß, gibt es aber allerhand, was einleuchtet. warum es z.b. nicht besser sein kann als es ist. zum beispiel das: schneide einem stuhl drei beine ab und wundere dich nachher , dass er wackelt... waaaaah! so blauäugig kann politik sein! ich glaube, im augenblick hab ich da so einiges auszukotzen, aus reinem selbstschutz.... in der bibel gibt es eine geschichte, da reisen drei weise aus dem morgenland an und fallen nieder zur anbetung des kindes. das war vor zweitausend jahren. die welt hats noch immer nicht verstanden. sie versteht es deshalb nicht, weil die seelennot der kinder erwachsene mit seelennot produziert - und diese seelennöte von einer generation zu nächsten springen wie die kopfläuse. und jetzt steht sicher wieder ein besonders schlauer auf und meint: ach so, ja dann ... die schule soll .... die schule muss.... gerne, freunde. aber dann gebt ihr was in die hand - und redet sie nicht andauernd krank. vom krankreden der schule wird die spinnerte welt nämlich auch nicht gesünder. ich habe auch ein credo: stützen und geben - und sich selber nicht für blöd verkaufen lassen. liebe grüße, larin Geändert von a.c.larin (13.10.2011 um 23:06 Uhr) |
14.10.2011, 09:37 | #7 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
ich weiß sogar genau, wie du es meinst, larin. du hast auch treffend dargestellt, woran unsere lehrer, denen das "augen zu und durch" (um der kinder und/oder ihrer selbst willen) nicht möglich ist, an dem system systematisch zerbrechen bzw. darin zerrieben werden. sie sitzen zwischen allen stühlen und sollen aus wunderwuzzis wie macgyver aus einem paar alter wollsocken goldene transistorradios basteln, mit denen die kinder dann das wahre lernwunder vollbringen sollen, von dem alle so klug daherreden. dass da verzweiflung um sich greift, wenn du dann als ganz normaler mensch, ausgestattet mit nicht einmal ausreichend normalen mitteln mit ganz normalen kindern in einer ganz normalen durchmischung einer klasse einfach nur schwimmen kannst und versuchen nicht unterzugehen und dann von außen noch hörst, du wärst ohnehin nur der langen ferien wegen lehrer geworden, müsste das eigentlich nicht verwundern. eine lobby? wird es nie geben, weil der zusammenschluss von eltern und lehrern, die als pädagogen ja eigentlich auf derselben seite stehen sollten - nämlich gegen die wirtschaft, die aus kindern das größtmögliche in kürzestmöglicher zeit herausholen will, indem die schule das mit kleinstmöglichem budget hineinzaubert - nicht klappen kann. dazu herrscht (leider immer schon und immer noch) viel zu viel misstrauen zwischen eltern und lehrern bzw. schule als institution. und - wie überall - wird leider nur über die ausrutscher, die in jeder sparte passieren - viel und laut geredet. über die kinder, die eine gute schulzeit hinter sich bringen, die "was werden", wird nicht geredet. das ist ja dann eine selbstverständlichkeit. das ist wie bei den ärzten mit kunstfehlern. der anteil der geheilten patienten wird da nie gegenübergestellt. fehler wiegen anscheinend tonnen guter arbeit schon im dekagramm-bereich auf. eine lobby? die bestehende (gewerkschaft) verkauft ihre eigene interessensgemeinschaft mehr als schlecht. auch da ist das handeln und sich-nach-außen-darstellen nur noch von misstrauen geprägt. misstrauen auf allen seiten. und die kinder, die eltern UND die lehrer mittendrin. ich weiß, wie sich das anfühlt und hab dem apparat deshalb den rücken gekehrt, weil inzwischen auch schuldirektoren nicht mehr immer den mut finden, ihren lehrern den rücken zu stärken. weil ich sehe, wie kinder entmutigt werden - durch den druck, den sie von allen seiten weitergereicht bekommen. wenn dann noch dazu kommt, dass ein lehrer auch seinen eigenen frust an die kinder weitergibt, indem er ihnen nur noch schlechte motive für deren handeln unterstellt ohne auch nur eine chance zu geben (und ohne auf die idee zu kommen, dass kinder auffälliges verhalten zeigen, um hilfe zu erhalten), dann hat dieser lehrer sich schon längst in dem ganzen schulsumpf verloren in seiner ursprünglichen absicht. da ist es dann schon 5 nach zwölf und notbremsen gehören gezogen. für alle beteiligten. als mutter, deren kind leider gerade DAS erleben muss UND als lehrerin, die vollstes verständnis dafür hat, WIE es soweit kommen kann - sitze ich zwischen den stühlen. und muss dennoch - trotz allen verständnisses die richtige partei ergreifen. egal, wie zwiegespalten mich das macht. mein gedicht an sich greift ja niemanden an. es soll der titel eine art fingerzeig sein für ein beobachten eines verfalls. schuldzuweisung will ich auch in der diskussion keine treffen. aber zuallererst gehören die kinder geschützt, gestützt und gehalten. und mein verständnis endet - auch als lehrerin oder vor allem deshalb - schon da, wo kinder von einer lehrkraft mehr zu spüren bekommen als nur unsere innere verzweiflung an einem system, in dem ja eigentlich alle gemeinsam gefangen sind und sich ein wenig quälen. aber eigentlich sollte das hier gar nicht thema werden. das gedicht selbst schneidet das gar nicht an. ich verstehe, dass du dich hier einschaltest und auch die lehrer-seite einbringst und finde das auch mehr als gut. ich hoffe, du verstehst, dass ich nicht die "lehrer an sich" angreife. ich habe nur - leider über mein eigenes kind ganz direkt - die erfahrung gemacht, wie sehr sich auf kinder auswirkt, was unsere gesellschaft verbockt. lieber gruß, fee |
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16.10.2011, 20:55 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo fee,
ich fühle mich auch gar nicht persönlich angegriffen - und da, wo kritik berechtigt ist, soll sie auch gesagt werden. nur diese generelle hetze geht mir langsam auf den geist. damit hilft man den kindern nicht weiter. ich lese gerade ein interessantes buch: "warum unserer kinder tyrannen werden ( oder: die abschaffung der Kindheit! von Michael Winterhoff) ich habe den eindruck, dass hier einmal wirklich ein sach-verständiger sich zu wort gemeldet hat. er plädiert dafür, die kinder wirklich kinder sein zu lassen, d.h. sie nicht zu überfordern, indem man ihnen entscheidungen überlässt, die sie aufgrund ihres reife-und entwicklungsstandes noch gar nicht treffen können. kinder kinder sein lassen heißt daher auch, ihnen notwendige grenzen zu setzen und ihnen regeln beizubringen, die verbindlich sind- und zwar deshalb, damit sie sich im späteren leben als soziale wesen in einer gemeinschaft zurechtfinden und einordnen können. viele kinder , so meint er ( und das tut er aufgrund langjähriger beobachtungen als kinderpsychiater) erlangten heutzutage gar nicht mehr die psycho-soziale schulreife und blieben auf dem emotionalen stand von dreijährigen stehen ("ich will alles- und das sofort") die fallbeispiele, die er dazu anführt, sind leider nur allzu wahr - und ich kenne viele solche aus meiner eigenen praxis ( manchmal sogar schlimmere) was er auch feststellt, sind rasant um sich greifende bewegungs-und wahrnehmungsdefizite in einem erschreckend zunehmenden prozentsatz. das trifft sich auch mit meiner beobachtung. heutige schulanfänger sind unruhiger, unkonzentrierter als noch vor jahren. texte, die vor 15,20 jahren noch erlesen und verstadnen werden konnten, sind heute viel zu schwer ( und nicht nur deshalb, weil das kind vielleicht eine andre muttersprache hat). da die kinder ja bereits so in die schule kommen, kannn es ja nicht bloß an dieser liegen und man muss sich fragen: was läuft falsch in der heutigen gesellschaft? es sieht so aus, als wären heutige ltern vielfach damit überfordert, ein kind zu.erziehen viel mehr zeit und kraft heutiger lehrer geht daher in die elternarbeit - um diesen zu erklären, was ihre sprösslinge überhaupt brauchen. "stützen und geben" ist ein schöner begriff, fördern durch fordern auch. erziehung durch beziehung ist nahzu ein zauberwort. wir haben bereits den probeführerschein für 17 jährige. manchmal denke ich , es wäre auch ein elternführerschein notwendig, denn kinderkriegen, das darf man immer noch - ohne jegliche qualifikationen. und morgen stürze ich mich wieder hinein in den tumult, wissend, dass hinter mit keiner und an meiner seite nur ganz selten jemand steht. da braucht man schon einen gaaaanz langen atem. und darum habe ich jetzt mal ganz tief ausgeatmet - einfach, um wieder luft zu haben...... liebe grüße, larin Geändert von a.c.larin (16.10.2011 um 20:59 Uhr) |
16.10.2011, 23:12 | #9 |
asphaltwaldwesen
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du willst doch damit hoffentlich nicht sagen, ich würde hier hetzen. generell.
das ist meine letzte absicht. winterhoffs buch (und das nachfolgewerk dazu) spricht auch mir in meinen beobachtungen aus der seele. ich sehe auch, dass schon zuhause einiges falsch gelaufen sein muss, wenn kinder nicht einmal den einfachsten aufforderungen umgehend folge leisten können. ich sehe aber auch, dass auch mir - die ich mit meinen schülern grade da oft gute "verbesserungserfolge" erzielen konnte - da als mutter anscheinend dieser fehler unterlaufen sein muss. und ich erkenne nicht, wo, wann und wie. daran allein kanns also auch nicht liegen. ich bin weder ein laisser-faire-typ, noch der elterntyp, der seinem kind alles durchgehen lässt noch überstreng. ja - ich ahne, ich habe ihm von anfang an zu vieles abgenommen. meinem kind zuwenig zugetraut oder auch zugemutet, seine eigenen erfahrungen zu machen. überfürsorglich? schuldig! ängstlich gemacht von all dem "wissen" für die "richtige erziehung" unserer kinder heute und dem, was sie doch sooo leicht seelisch plagen und verletzen kann? sicher sogar. das pädagogische "wissen", das jede frauenillustrierte heute verbreitet, für das es eigene "eltern"-hefte gibt und literatur, das meter von regalen füllt in buchhandlungen - ist nicht nur segen, sondern auch fluch. "fehler" - bzw. schon die angst davor hemmt das bauchgefühl. lässt ev. "unauthentisch" handeln. ich kann nur vermuten hier. mein sohn hat tage, wo er bestens funktioniert und dann wieder welche, wo ich mich frage, ob ich schuld habe daran, dass er sich selbst im wege steht (und auch darunter leidet). ich weiß nicht, wann es begonnen hat. es muss schleichend gewesen sein. ich bin auch nur ein mensch. als mutter und als lehrerin. ich beschuldige keinen und hetze gegen keine gruppe oder seite. ich habe ein gedicht geschrieben, das ein für mich wichtiges credo zum thema hat. eins, das ja für eltern wie lehrer gleichermaßen gilt. die überfürsorglichkeit ist gewiss ursache dabei und nicht gut, die wir aber als eltern doch auch von der gesellschaft an jeder ecke, wo kinder thema sind, reingedrückt bekommen. sonst ist man ja rabenmutter... sich dem zu entziehen bedürfte einer achtsamkeit, für die der alltag gar keine zeit lässt. die diskussion hier war nicht das, was ich mit meinem text bezweckt habe. stünde das gedicht für sich alleine, würden sich auch eltern davon "nehmen". die diskussion hier tut mir inzwischen schon leid und ich bereue, mich da hinreißen lassen zu haben. da das thema bei mir grade akut ist und mein sohn einfach im stich gelassen wurde (diesmal von lehrerseite. sicherlich schon das ein oder andre mal von mir als mutter), war das der auslöser. gemeint aber waren nicht die lehrer allein. das ist auch im gedicht nirgends zu finden. nur weil ich als einzelperson ein leider schlechtes erlebnis meines sohnes mit einer lehrerin unter tausenden anführe, ist das noch keine hetze. wenn das so ankommt, weiß ich zwar, woher dieses gefühl auf der lehrerseite kommt (ich kenne es ja selbst nur zu gut), doch ich fühle mich hier zu unrecht für etwas beschuldigt, das ich nicht getan habe. ich hetze nicht. im umkehrschluss kann es ja schließlich nicht bedeuten, ich dürfte von dieser erfahrung nicht berichten. oder? leicht bestürzte und bedauernde grüße, fee |
17.10.2011, 18:00 | #10 | |
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Hallo, fee, (und auch larin),
nun, ich bin keine Lehrerin, aber Mutter. Deshalb möchte ich mich gerne auch zu dem Inhalt dieses Gedichts äußern und über dessen Bedeutung. Das Gedicht steht mittlerweile recht "weit oben", ich kopiere es mal hier herein, damit auch andere Leser leichter den "Bezug" herstellen können, ja? Zitat:
Ich möchte mit dem Titel beginnen. "aussterbendes credo". Das Wort Credo stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: Ich glaube. Stirbt also hier ein Glaube? Dient das Wort als Metapher für den Glauben an unsere Kinder oder für den Glauben an Werte, die wir ihnen vermitteln sollen ... Das ist eine sehr traurige Sichtweise, aber sie ist auch unleugbar nicht falsch, leider ... Wir Menschen brauchen in unserer Kindheit wichtige Vorbilder, an denen wir uns orientieren können. Je kleiner das Kind, desto "kleiner" ist der "Kreis" derselben. Anfangs ist es die Mutter, dann kommt der Vater hinzu (oder ein/e Lebenspartner/in, oder alleinerziehend, dann bleibt es eine Zeitlang "hauptsächlich" bei der Mutter. Oder dem alleinerziehenden Vater, das gibt es ja auch.) Mit der Zeit erweitert sich dieser Kreis, es kommen Großeltern, andere Verwandte und Freunde dazu, die das Kind kennen lernt. Bis zu diesem Punkt ist es noch relativ leicht, seinem Kind zu vermitteln, was die eigenen Werte sind, denn es "prallt" noch nicht mit gegensätzlichen Meinungen zusammen. (Sofern die Eltern sich in der Erziehung "einig" sind.) Das Kind lernt natürlich vor allem aus der Beobachtung heraus und dem "Nachahmungstrieb". Es "wertet" sicher noch nicht, sondern nimmt an, was ihm "vorgelebt" wird. Nicht umsonst ist das die "schönste Zeit", die eine Mutter hat ... Dann kommt der Kindergarten, oder, wenn das Finanzielle nicht so "üppig" ist, aus beruflichen Gründen ein Tagheim. Ich persönlich verstehe, wenn viele Kinder dafür Zeit brauchen. Ich halte das für einen ziemlich großen "Einschnitt", denn plötzlich ändert sich alles. Es muss mit der (zeitweiligen) Trennung von seinen Bezugspersonen fertig werden, viele, anfangs noch fremde Kinder sind da, es muss sich in eine Gruppe einfügen und es gibt ganz neue Bezugspersonen. Das ist, betrachtet man es mal als "Ganzes", ziemlich viel für ein kleines Kind. Erstaunlicherweise werden die Kinder damit "fertig", es ist nur so, dass manche eben mehr Zeit für die "Gewöhnung" brauchen und andere weniger. Trotzdem ist das (immer noch) etwas, aus dem das Kind etwas Positives für sich "mitnehmen" kann. Schließlich ist die Erkenntnis wichtig: Mama ist zwar jetzt nicht "immer da", aber sie "kommt immer wieder". Ich denke, auch diese Entdeckung kann Vertrauen sogar verstärken, es muss nicht schaden. Dann kommt die Schule - und alles wird noch einmal gravierend anders. Denn jetzt ist es für das Kind notwendig, die Existenz von wirklichen Pflichten anzuerkennen. (Mama und Papa und auch Kindergärtnerinnen sind doch geduldiger, die Kinder sind kleiner (da ist man ohnehin nachsichtiger), aufgeräumt wird gemeinsam, kleine Hilfen im Haushalt werden eher "spielerisch" angegangen, sie sollen ja "Spaß'" machen etc.) Nun ist es aber so, dass "Pflichtvernachlässigung" Konsequenzen hat: Wenn ich meine Hausaufgaben nicht mache, weil ich keine Lust hatte, dann gibt es eine schlechte Note, ganz besonders, wenn ich das nicht nur einmal mache. Es gibt Bemerkungen, Klassenbucheinträge, blaue Briefe (gibt es das heute noch? Bei mir ist es eine Weile her. Falls nicht - Entschuldigung. Mein Irrtum). Das Kind lernt, dass man pünktlich zu sein hat. Auch ständiges Zuspätkommen, Comiclesen im Unterricht oder Schule schwänzen geht nicht ohne negative Folgen. Es würde anders auch gar nicht "funktionieren", denn das soziale Gefüge unserer Gesellschaft benötigt "Regeln". Wo ist das Problem? Nun, ich gebe hier als Mutter den "schwarzen Peter" an mich. Warum? Ich bin diejenige, die die "Basis" legt, so lange mein Kind noch klein ist. Ich muss entscheiden, wie ich es erziehe. Ich muss Werte nicht "predigen", sondern sie leben - und zwar ehrlich und aus Überzeugung heraus, denn Kinder bemerken den Unterschied. Ich kann von meinem Kind nicht verlangen, dass es Lügen ablehnt, wenn ich selbst ständig lüge. Das funktioniert nicht. Werte muss man leben, nicht darüber reden. Kinder beobachten uns als Eltern sehr genau! Das Gedicht sagt: "hilf mir, es selbst und recht zu tun!" Das Kind braucht Hilfe, denn was wir bereits wissen, das muss es erst alles erlernen. Hilfe sehe ich hier, wenn ich ihm eine "Orientierung" gebe. Die Begriffe "richtig" und "falsch" können wir nur durch unsere "gelebten Überzeugungen" weitergeben. Selbstständig zu denken und zu handeln, und sich nicht nur an "andere anzuhängen", auch das muss gelernt sein! Und ich finde, das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhören mag. Etwas "recht zu tun!" Damit ist "Recht" gemeint, glaube ich, und "richtig" eher indirekt. Das "Rechte zu tun", auch das will gelernt sein. Ich erzähle mal etwas aus meiner eigenen "Familiengeschichte", denn das, was ich da "mit auf meinen Lebensweg bekam", gab ich meinerseits auch an meine Tochter weiter. Sie orientiert sich nicht an "Dingen" und definiert daraus auch nicht den eigenen Wert als Person. Meine Großmutter war hier der "Beginn", denn sie war eine sehr gutherzige Person - mit hohen Ansprüchen an sich selbst, was "moralische Werte" betrifft. Es gibt vieles, was sie zu mir sagte, das ich mein Leben lang "in mir trage". Nur ein paar Beispiele. Sie sagte zu mir: "Wenn jemand vom Fernsehturm springt, dann springe ich nicht hinterher!" - "Du bist "du", und nicht "die anderen"." - "Lebe das, woran du glaubst." - "Wertvoll ist, wer Wertvolles tut." Sie war keine "Plaudertasche", aber das was sie sagte, hatte "Gewicht". Ich lernte von ihr, dass ich nichts "tun muss", nur weil "alle anderen es tun"; ich lernte, dass ich ich bin; ich lernte, dass man seine Werte und Ideale lebt und, bevor man sie von anderen erwartet, sie erst mal selbst beherzigen muss; ich lernte, dass der "Wert" einer Persönlichkeit sich nicht über materiellen Besitz (damals begann sie ja schon, die "Markenkleidungsmanie" - hast du nix, bist du nix. Heute muss das neueste und teuerste Mobiltelefon "sein", etc. pp.) definiert, sondern durch das, was man ist und was man tut. Also: Einen "Orden" für meine Großmutter. Das gab ich meiner Tochter weiter, und noch einiges mehr, was ich lernte. Nun, meine Tochter ist jetzt erwachsen, und sie schüttelt immer noch den Kopf. Sie ging in die Schule und kam manchmal recht amüsiert nach Hause, denn sie fand es schon als Jugendliche "albern und dumm", wenn man sich eine (ihrem "Geschmack" nach häßliche) Jeans kauft, nur weil sie von dieser oder jener Marke ist und man sie haben "muss" - während man doch für das gleiche Geld zwei oder sogar drei andere, richtig "schicke" Jeans kaufen kann. Nun, meine Großmutter fand das albern, ich finde es albern und meine Tochter findet es albern ... Erstaunlicherweise hatte sie deshalb in der Schule nie Probleme. Ich bin keine Pädagogin, ich kann mir da nur meine "eigenen Muttergedanken" darüber machen. Daher gehe ich davon aus, dass es ihr einfach nichts ausmachte, sie beneidete die anderen nicht, sie glaubte tatsächlich nicht daran - und das "strahlte" sie aus. Deshalb war sie da einfach nicht "angreifbar". Sie hatte einen Freundeskreis - aber sie "wählte aus". Und fand mehr "Gleichgesinnte", als selbst ich vermutet hätte! Deshalb sehe ich nicht so "schwarz". Liebe, das ist das Wichtigste. Für mich war es immer absolut ausschlaggebend, ihr von klein an zu vermitteln, dass ich a) auch nur ein Mensch bin, b) deshalb auch Fehler mache, c) zu diesen aber auch stehe - und mich ggf. dafür entschuldige. Auch bei ihr! Es war immer "klar" zwischen uns, dass ich ein "Fehlverhalten" ablehne - aber nie sie; dass ich mich über ein bestimmtes Verhalten von ihr ärgere - aber nicht über "sie". Ich sagte ihr, dass ich sie immer liebe, auch wenn sie etwas falsch macht oder ich mich mal "aufrege". Der Ärger betrifft nur das "Verhalten". Das ändert nichts an der Liebe, die ist immer da und bleibt es auch. Weshalb nur glauben manche Mütter, sie müssten den Kindern "Angst machen"? Wenn ich meiner Tochter die oben beschriebene Tatsache nicht klar mache, glaubt sie doch unwillkürlich, dass ich nicht ihr Verhalten sondern sie ablehne. Das kam für mich nie in Frage: "Wenn du nicht dies und das machst, dann habe ich dich nicht mehr lieb!" Ja, (Verzeihung!) Teufel noch mal, möchte ich einer solchen "Mutter" sagen, emotionale Erpressung als "Erziehungsmethode"? Diesen Satz hörte ich schon, nicht nur einmal, und darüber regte und rege ich mich furchtbar auf, da kann man mich auf 180 bringen ... Nein, die Schule ist nicht das "Übel", die Lehrer keine "Versager", sie ist ein "Spiegel", der aufzeigt, was "mit hineingebracht" wird. Aber: Nicht vergessen, dass es einfach völlig absurd ist, was uns heute suggeriert wird (von den Medien, von all den vielen, schlauen "Erziehungsbüchern"): Eine Mutter versagt, wenn sie nicht perfekt, makellos und fehlerfrei ist. Das ist Unsinn! Aus Fehlern lernt man. Und Kinder lernen von uns, dass Fehler machen keine Katastrophe ist, sondern dazu verhilft, es künftig besser zu machen. Auch wir Mütter sind keine Versager! Ja, dieser Missstand exisitert. Aber: Nicht ausschließlich und nicht immer. Herzliche Grüße Stimme
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