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Experimentelles Versuchslabor

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Alt 30.11.2011, 10:27   #1
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.004
Standard Gewürzbasar

Hallo zusammen,

ich dachte, ich versuche es auch einmal nach Stimmes Spektralfarben,
wobei ich denke, die Silbenanzahl ist zu gering in den einzelnen Zeilen.
Bin mir auch nicht sicher, ob es "inhaltlich" passt.



Der Duft nach Orient

bezaubert meine wachen Sinne und ich wähne
mich im verzauberten Land der tausendundeinen Nacht

Koriander
weckt meine lahmenden Lebensgeister
und erotisierende Lust auf körperliche Liebe

Kurkuma
bremst kleine Störenfriede in mir aus
harmonisiert Blasses zu farbigen Fontänen

Kreuzkümmel
lässt in mir das Feuer brennen
doch beruhigt auch das Zentrum der Nervosität

Safran
gibt der Farbpalette Schwung
doch zuviel davon verändert die optische Schönheit


grüne Minze
frischt meinen Sinn und das Denken auf
ich möchte genießen und nur nicht zuviel grübeln

Chili
putzt die inneren Wege frei und
lässt Zungenknospen Samba tanzen
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (30.11.2011 um 13:28 Uhr)
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Alt 30.11.2011, 11:10   #2
Stimme der Zeit
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Guten Morgen, liebe Chavi,

das "Schöne" an einem Ritornell ist, dass es sehr wenig "Vorschriften" gibt. Im Grunde nur zwei: 1.) Der erste Vers muss kürzer sein, als die anderen beiden (darf auch nur ein einziges Wort sein) und 2.) Der erste Vers und der dritte müssen sich reimen, während der mittlere eine "Waise" ist.

(Das betrifft jetzt nur das Ritornell.)

Da gibt es zwar "bevorzugte" Versmaße und Silbenzahlen, aber es ist gar nichts "vorgeschrieben", im Grunde genommen nicht mal ein "einheitliches" Versmaß.

Eine Terzine besteht aus "Kettenreimen", wobei der mittlere Vers also keine Waise ist, sondern sich immer mit den "umarmenden" Reimen der nachfolgenden Strophen reimt. Das wäre dann: aba, bcb, cdc u.s.w.; dabei wird traditionell ein jambischer Fünfheber mit alternierenden Kadenzen verwendet.

Wenn ich mir die "Freiheit" nahm, das zu "mischen" (indem ich mir aber die "Freiheit" nahm, die "Waisenzeile" zum Reim zu machen), dann finde ich die Idee, hier ohne Reime zu arbeiten, sehr interessant und kreativ. Also, mir gefällt's! Denn ich sage mir immer: Jede Gedicht- oder Strophenform, jedes Reimschema war mal "ganz neu", denn jemand hat es sich ausgedacht, stimmt's? Die Dichtkunst hätte sich doch nie weiterentwickelt, wenn nicht immer wieder jemand etwas "Neues" eingebracht hätte. Etwas Bestehendes zu variieren bzw. weiter zu entwickeln oder etwas ganz Neues zu erfinden, das ist doch etwas sehr Schönes, und bereichert meiner Meinung nach die "Welt der Gedichte".

Also: Es gibt keine "zu geringe Silbenzahl" und der Inhalt steht dir ebenfalls "frei". Ich finde es sehr kreativ von dir, hier mit "Gewürzen" zu arbeiten; dabei kommt mir doch unwillkürlich auch die Weihnachtszeit in den Sinn.

Mir gefällt auch, dass du zuerst das Gewürz beschreibst, und dann die "Wirkung" folgen lässt.

Deshalb auch nur eine Anmerkung zu zwei Versen, dabei geht es (wirklich) nicht um die Struktur, die du gewählt hast, sondern um eine ganz generelle Regel des Metrums:

Zitat:
bezaubert meine wachen Sinne und ich - xXxXxXxXxXx
Zitat:
putzt die inneren Wege frei und - XxXxxXxXx
Beim 2. Vers ist es durch den vorherigen daktylischen Versfuß eher möglich, ein wenig zu "biegen" und das Wort "frei" unbetont sowie "und" betont zu lesen, ich denke, das geht schon, auch weil "lässt" im nächsten Vers unbetont folgt ; aber im ersten Vers klappt es gar nicht, da das Versmaß hier ganz einheitlich im "jambischen Gewand" daherkommt. Es ist eben wirklich eine "Grundregel", dass kein einsilbiges, unbetontes Wort am Versende stehen darf. Ich hoffe, dass ich jetzt nicht als "zu akribisch" erscheine, aber das ist eben wirklich keine "Neben-", sondern eine "Grundregel", die ganz generell für alle Versmaße gilt.

Bei den anderen Versen ist ja auch alles in Ordnung, es geht ja nur um den einen. Wenn du "wähne" einfach in den oberen Vers setzt, dann wäre der Fehler ruck-zuck "behoben".
Wie gesagt: Beim Ritornell gibt es keine feste Regel für ein bestimmtes Versmaß oder die Silbenzahl, das würde also überhaupt nichts ausmachen.

Abgesehen von der einen, kleinen Stelle gefällt mir dein "Gewürzspektrum" richtig gut, das ist mein Ernst!

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (30.11.2011 um 11:17 Uhr) Grund: Ich hatte selbst etwas verwechselt, bin von der Erkältung etwas "dösig" im Kopf ...
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Alt 30.11.2011, 11:22   #3
ginTon
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hi chavilein

Hui, bei dir gehts jetzt aber richtig aromatisch zur Sache. Zunächst ist zum Formalen zu sagen, dass es nicht das von Stimme gewählte Muster ist, aber
selbst ihres irgendwie neu erfunden war. Sie benutzte einen durchgängigen
Jambus -mit 2 Hebungen in der ersten, 5 in der zweiten und 7 in der letzten Zeile- sowie den umarmenden Reim zwischen der 1. u. 3.Zeile.

Du hast Gewürze gewählt, was ich richtig gut finde, da ich bei meiner Recherche
zu den erotischen Kochmenüs auch immer auf diese stoße und jedes Gewürz seine eigenen Entfaltungen hat...Wenn ich es mir recht überlege, wäre mir
jetzt Koriander, Minze und Chili die liebsten

vorab die Idee gefällt mir sehr gut und ich warte mal was die anderen zu sagen, drauf zurückkommen kann man ja immer wieder

liebe Grüße ginnie
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Ich fühle, also bin ich!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 30.11.2011, 18:04   #4
Chavali
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Hallo liebe Stimme,
Zitat:
dann finde ich die Idee, hier ohne Reime zu arbeiten, sehr interessant und kreativ. Also, mir gefällt's!
das ist schön, ich dachte schon, es geht völlig daneben, weil ich ja eigentlich ein anderes Verständnis (du weißt schon) habe.
Bin froh, ein Experiment gewagt zu haben.
Zitat:
[...]Wenn du "wähne" einfach in den oberen Vers setzt, dann wäre der Fehler ruck-zuck "behoben".
Was den ersten Vers betrifft, so habe ich das genauso geändert -
und siehe da: man liest es flüssiger, leichter und es passt auch noch zur (ungeschriebenen) Regel.

In meiner Einleitung erwähnte ich, dass ich befürchtete, eine zu kurze zweite Zeile zu haben.
Diese Sorge hast du mir genommen:
Zitat:
Beim Ritornell gibt es keine feste Regel für ein bestimmtes Versmaß oder die Silbenzahl, das würde also überhaupt nichts ausmachen.
[...] Es gibt keine "zu geringe Silbenzahl" und der Inhalt steht dir ebenfalls "frei".
Wunderbar, danke dir! Das eröffnet ja ganz neue Perspektiven

Zitat:
Ich finde es sehr kreativ von dir, hier mit "Gewürzen" zu arbeiten;
Ich freu mich sehr, dass die meine Idee und die Umsetzung gefällt.



hi ginnie,
Zitat:
Du hast Gewürze gewählt, was ich richtig gut finde,
stimmt, du bist ja an den erotischen Menüs zu Gange
Zitat:
Wenn ich es mir recht überlege, wäre mir
jetzt Koriander, Minze und Chili die liebsten
das kann ich mir sehr gut vorstellen - vielleicht inspiriert es dich ja zu neuen Höhenflügen

danke auch an dich, freut mich, dass du meinen Gewürzkatalog gut findest


Würzige Grüße an euch beide
chavi

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