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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 08.12.2011, 15:02   #1
Chavali
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vierzig jahre
fuhr er in den schacht
ob früh am morgen
oder am beginn der nacht

der rücken krumm
wie leder seine hände
die lunge pfeift und keucht
doch jetzt die wende

die tore schließen
sich heute von allein
die grube wird geflutet
er weigert sich dabeizusein

die letzte schicht
sie ist gekommen
hat kumpeln aus dem berg
den letzten mut genommen

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Geändert von Chavali (08.12.2011 um 17:42 Uhr)
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Alt 08.12.2011, 16:14   #2
Stimme der Zeit
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Liebe Chavi,

hier musste ich nicht nach dem Namen an sich googeln. Aber ich wusste lediglich von den Bergleuten. Was sie noch alles beschützt: Die Geologen, die Sterbenden, die Schlesier, die Gefangenen, die Glöckner, die Architekten, die Artillerie und sie wird zum Schutz vor Blitzschlag und Feuer angerufen. Das finde ich aus dir bekannten Gründen interessant. Der 8. Dezember ist "Barbaratag".

Leider ist es wahr. Es wäre ja auf eine Art noch halbwegs zu verstehen, wenn es reine Umweltgesichtspunkte wären, die bis zum Jahr 2018 für die endgültige Beendigung staatlicher Zuschüsse im Steinkohlebergbau sorgen werden. (Womit ich nicht meine, dass es für die Betroffenen weniger schlimm wäre!) Dem ist nicht so, es geht natürlich wieder um "Wirtschaftlichkeit", es muss sich ja für die, die ohnehin einen Haufen Geld besitzen, "lohnen". Was wohl auch die letzten Arbeitsplätze kosten wird, denn ohne staatliche Subventionen kann sich der deutsche Bergbau selbst nicht mehr tragen, er ist aufgrund der hohen Kosten auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig ...

Dazu ein Link, der auch die "Geschichte" des Steinkohlebergbaus kurz und anschaulich schildert: ht tp://w w w.planet-wissen.de/laender_leute/nordrhein_westfalen/steinkohlebergbau/index.jsp (Leerzeichen entfernen)

Ja, in Billiglohnländern, die ihre Bergleute auch nicht sozialversichern o. Ä und die Bergwerke keinerlei Sicherheitsvorschriften unterliegen, ist es natürlich anders; die Eigentümer in diesen Ländern agieren nach dem "Mit Schwund muss man rechnen - Prinzip", dann sterben halt Bergleute, was soll's ...

Kommt es in Deutschland noch so weit, dass wir uns freuen müssen, wenn es uns "nur" die Arbeitsplätze und nicht das Leben kostet??? Es sieht fast so aus, als ob wir uns allmählich auf dem "Weg dorthin" befinden.

Das ist jetzt ein sonderbarer Vergleich, aber er macht Sinn: In Kaufhäusern werden für die Toiletten meist keine eigenen Reinigungskräfte mehr eingesetzt, sie werden von Reinigungsunternehmen "geleast". Das hat (abgesehen vom sinkenden Hygienestandard) eine Auswirkung, die "den Weg" deutlich aufzeigt - hier ein Link: ht tp://w w w.rp-online.de/panorama/deutschland/chefs-nehmen-klofrauen-geld-weg-1.2021430 (Leerzeichen entfernen). Obwohl das kaum einen Unterschied macht, Kaufhäuser agieren häufig genauso.

Unglaublich, oder? Das Geld auf dem obligatorischen Teller dürfen sie nicht behalten, sie "dürfen" sich statt dessen mit 8,50 € die Stunde "begnügen".

Fazit: Künftig werden wir die Wahl haben, was wir sein möchten: Arbeitlos oder ausgebeutet?

Es geht den Bergleuten nicht besser, es geht allen so, die nicht die Möglichkeit oder die Fähigkeit besitzen, sich per "Ellbogen und Grips" skrupellos durchzusetzen - also den "Weg" in die "Elitäre Gesellschaft" zu finden. Für die "einfachen Arbeiter", die mit ihren Händen ehrliche Arbeit leisten möchten, wird künftig kein "Platz" mehr sein.

Schöne, wunderbare, globale neue Welt!

Dein Gedicht hat die Bergleute als Beispiel gewählt. Ich kann mir gut vorstellen, wie sich ein Bergmann fühlt, wenn er lange Jahre hart gearbeitet und sich dabei die Gesundheit ruiniert hat (um seine Familie und sich mit "Anstand" zu ernähren), um dann erleben zu müssen, dass ihm einfach der Boden unter den Füßen "weggezogen" wird. Was soll z. B. ein 50-jähriger Bermann machen, der nie etwas anderes gelernt hat und aufgrund seines Alters (und wohl auch seines Gesundheitszustandes) ohnehin keine Arbeit mehr finden wird? Zynisch und bitter gesagt: Zuwachs für Hartz IV.

Die Weltwirtschaft basiert auf einem System, das immer mehr "abdriftet". Irgendwann wird das ganze Kartenhaus einstürzen, und das wird eine "globale" Katastrophe werden. Was bleibt zu hoffen? Das nicht mehr erleben zu müssen ...

Liebe Chavi, das ist ein sehr gutes Gedicht, das mich emotional sehr tief berührt hat. Die Schreibweise vermittelt das hervorragend, das ganze Gedicht spricht von Mutlosigkeit und einer Art "abgrundtiefer Müdigkeit". Sprache, Form, Wortwahl, Inhalt, Metrum - mein Kompliment.

Nur ein Vers "passt" nicht richtig dazu, formal gesehen (inhaltlich schon):

Zitat:
der atem fiebrig pfeift
Seine Kürze macht die Inversion sehr auffällig. Vielleicht ziehst du eine Alternative in Betracht? Das sind jetzt nicht unbedingt "konkrete" Vorschläge, sieh es als "Anregung": die lunge knarrt und pfeift / der atem pfeift und keucht (?)

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 08.12.2011, 17:09   #3
a.c.larin
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nur ne klitzekleine korrektur:
barbaratag ist am 4. dezember

stimme hat schon so vieles gesagt, ich müsste sie fast wiederholen.

nur das eine als anmerkung: ab 50 jahren kann man auch in anderen berufen (und aus anderen gründen ) an ein ende gelangt sein.
berufe in sozialen diensten werden zwar vermehrt gebraucht und selten gekündigt, dafür sind sie akut von burn-out bedroht.
und etwas anderes anfangen, wenn man mal 50 ist, das ist immer schwierig.

wir werden uns daran gewöhnen müssen: nur einen beruf ein leben lang auszuüben , das wird immer seltener möglich sein.

und von staatlicher seite muss angedacht werden,
1) die arbeitsbedingugen so zu halten, dass sie auch durchgehalten werden können
2) und zum anderen überlegungen anzustellen, wie das berufsleben älterer arbeiter und dienstnehmer grundsätzlichaussehen kann/ soll.
anders wird "länger arbeiten" ( was angesichts der lage der pensionskassen und der überalterung der bevölkerung immer nötiger wird) wohl kaum funktionieren!
es sei denn, man nimmt halt in kauf, dass einfach wieder früher überlastung gestorben wird. (seis auskrankmachender arbeit oder armut).
dann wäre das derzeitige problem natürlich auch "gelöst".


aber das will bestimmt keiner so erleben müssen.
nachdenkliche grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 08.12.2011, 17:32   #4
Stimme der Zeit
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Entschuldige, Chavi , du erlaubst:

Liebe larin, danke. Mir kam ein Geburtsdatum "geistig dazwischen". Natürlich ist es der 4. Dezember!

Liebe Grüße

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Alt 08.12.2011, 17:39   #5
Chavali
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Liebe Stimme,

was könnte ich dir antworten, was du nicht selbst schon geschrieben hast?
Hier im Saarland (und im benachbarten Frankreich) gab es viele Hütten.
Am 4. Dezember fand hier eine große Feierstunde statt anlässlich der Schließung der letzten Grube.
Drum herum ranken sich viel Geschichten, Sagen und Schicksale.
Natürlich macht es Sinn, die Gruben irgendwann zu schließen.
Auf poetische Weise (was mir hoffentlich gelungen ist) wollte ich daran erinnern.

Ich kenne das alles nur vom Hörensagen - bin ja keine geborene Saarländerin.
Aber das Ereignis an sich inspirierte mich zu diesem Text.
Die Links schaue ich mir noch an.
Zitat:
[...] das ist ein sehr gutes Gedicht, das mich emotional sehr tief berührt hat.
Die Schreibweise vermittelt das hervorragend, das ganze Gedicht spricht von Mutlosigkeit
und einer Art "abgrundtiefer Müdigkeit".
Sprache, Form, Wortwahl, Inhalt, Metrum - mein Kompliment.
Danke für die lobenden Worte, das freut mich und macht mich stolz und bestärkt mich darin,
alles richtig gemacht zu haben.

Was Zeile 3 von Strophe 2 betrifft:
Da hab ich auch lange überlegt, aber mir fiel nix Besseres ein.
Nun hast du ja einige Beispiele gegeben - ich denke, ich nehme was davon. Danke!



Liebe larin,

auch dir meinen Dank für deinen Beitrag.
Zitat:
wir werden uns daran gewöhnen müssen: nur einen beruf ein leben lang auszuüben ,
das wird immer seltener möglich sein.
Natürlich sollte der Text poetisch-melancholisch herüberkommen.
Deswegen erhebt er auch keinen Anspruch auf Realität in dem Sinne, dass ein Grubenarbeiter wirklich mit pfeifender Lunge
in den Schacht einfahren musste

Du hast mit deinen Ausführungen absolut recht, kenne auch einige aus eigenem Umfeld,
die sich beruflich umorientieren mussten.



Habt beide nochmals herzlichen Dank!

Liebe Grüße,
Chavali
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Alt 08.12.2011, 17:48   #6
Cebrail
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Hallo Katzi,
du bist echt ne Reimmaschine.
Deine Zeilen hier haben mich mal wieder beeindruckt, vielleicht weil ich einen besonderen Bezug zum Thema Bergbau und deshalb zur heiligen Barbara habe.
Ja, die Schutzpatronin der Bergleute, auf einigen Schachtanlagen ist es heute wirklich noch so, dass die Kumpel vor der Schicht kurz beten und sich dannerst auf den Weg zur Arbeit machen (ich meine Unter Tage, dort ist oft direkt am Schacht eine kleine Statue aufgestellt).
Ich will auch nicht auf Versmaß und dergleichen eingehen, weil ich das Thema einfach gut finde und mich hat es berührt, so hast du also etwas, oder in diesem Fall mich berührt und zum Nachdenken gebracht. Was will man mehr.

Zu Stimmes Ausführungen muss ich noch hinzufügen, dass ein Bergmann in der regel nur bis zum fünfzigssten Lebensjahr arbeiten muss, da er Aufgrund der schweren Tätigkeit und der besonderen Bedingungen unter denen er arbeiten muss, früher als der Durchschnitt in Rente gehen darf.
Was auch gerechtfertigt ist und jeder der Gegenteiliges behauptet, dem empfehle ich mal, Hand in Hand einen Tag einen Bergmann bei seiner Arbeit zu begleiten.
Ich weiß, diesmal zumindest, wovon ich spreche.

Und noch eins Katzi, dass eine stillgelegte Grube einfach geflutet wird, zweifel ich mal an, denn zumeist wird zumindest der Schachtbereich verfüllt und Wasser ist dort unten genug und sobald die Pumpen abgestellt werden, erledigt das von selbst.

Das tut deinen Zeilen aber keinen Abbruch und ich mag sie sehr, man kann unter Fluten ja auch verstehen, dass die Grube einfach aufgegeben wird.

Und wenn ich hier nun keine Textarbeit geleistet habe, müsst ihr es mir nachsehen, für mcih ist dieses Gedicht, so wie es da steht einfach gelungen.

Einenlieben Gruß
C.
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„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
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Alt 08.12.2011, 19:29   #7
ginTon
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hallo chavilein,,

Was gibt es da noch zu sagen, ich schließe mich allen Vorkommentatoren an. In
Nordrhein Westfalen oder überhaupt das ganze Rheingebiet hoch gab es ja seit
der Industrialisierung diese Hütten und Stahlindustrie, welche leider zum Anfang
dieses Jahrhunderts, wenn nicht schon ein wenig eher herbe Rückschläge erlitt.

Cebrail hat Recht das die Kumpel schon sehr früh in Rente gehen können und dies,
da stimme ich zu zu Recht. Ich habe mal in einer Gießerei gearbeitet, puh
ich kann dir sagen, der Sandstaub und Stahlstaub etc. pp ist so agressiv und
dringt auch sofort bis in die letzten Atemwege vor.

Traurig ist es sehr und dein Text dazu richtig gut geschrieben. Mich wundert
immer wieder was für Themen du alles aufgreifst. Finde ich super. Sehr gut
geschrieben und gerne gelesen ...

liebe Grüße ginnie
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Ich fühle, also bin ich!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 08.12.2011, 23:07   #8
Chavali
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Hi Cebrail,
Zitat:
du bist echt ne Reimmaschine.
boahhhh
Zitat:
Deine Zeilen hier haben mich mal wieder beeindruckt, vielleicht weil ich einen besonderen Bezug zum Thema Bergbau
und deshalb zur heiligen Barbara habe.
Das lese ich sehr sehr gerne
Interessant, was du da über die Schutzpatronin geschrieben hast.
Die Bergleute glaubten ganz sicher an, dass die heilige Barbara sie im Schacht beschützt.
Sonst hätte man die schwere kräftezehrende Arbeit auch nicht aushalten können.
Zitat:
Und noch eins Katzi, dass eine stillgelegte Grube einfach geflutet wird, zweifel ich mal an,
denn zumeist wird zumindest der Schachtbereich verfüllt und Wasser ist dort unten genug und
sobald die Pumpen abgestellt werden, erledigt das von selbst.
Ja, klar. Das ist auch nicht wörtlich gemeint, wenn es auch so rüberkommt.
Es musste was Poetisches her und das habe ich dann so formuliert.
Die Schächte in Frankreich wurden - so hörte ich - mit Müll verfüllt.
Ob das in Deutschland auch so war - wahrscheinlich.
Zitat:
Das tut deinen Zeilen aber keinen Abbruch und ich mag sie sehr, man kann unter Fluten ja auch verstehen,
dass die Grube einfach aufgegeben wird.
So ist es, eine Metapher.

Vielen lieben Dank sagt katzi


hi ginnie,
Zitat:
dein Text dazu richtig gut geschrieben. Mich wundert
immer wieder was für Themen du alles aufgreifst. Finde ich super. Sehr gut
geschrieben und gerne gelesen ...
freut mich auch sehr. Danke!
Tja, die Themen kommen, wenn ich bereit bin, alles in mich aufzunehmen, was um uns her so passiert;
was ich sehe, höre und lese

Auch dir herzlichen Dank für deinen Beitrag und die lobenden Worte.


Glück auf!
chavi







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