Coole Weihnacht

[Thomas]

Coole Weihnacht

Christkind ist out. In sind an Schnürchen
aufgehängte Engelsfigürchen.
In ist auch das Weihnachtsgeld,
damit die Kasse jingle-bellt.
Seit Wochen hängt der Nikolaus
allüberallen zum Hals heraus.
Es wird geschenkt nicht mehr beschert,
nur was was kostet ist was wert.
Gottesgaben – umsonst – also out!
Wer will schon was haben, das eh keiner klaut?



Erste Version

Coole Weihnacht

Christkind ist out. Glocken zu laut.
Weihnachtsmarkt: Man kauft und kaut.
Hauptsache ist viel Weihnachtsgeld.
Die Registrierkasse jingle-bellt.
Tannenbaum und Santa Claus
hängen allen zum Halse raus.
Es wird geschenkt anstatt beschert,
nur was was kostet ist was wert.
Erlösung und Heil sind umsonst – also out!
Wer will schon was haben, das eh keiner klaut?

[Chavali]

Hallo Thomas,

das ist mega-klasse!!
Punktgenau beobachtet und getroffen!
Was soll man da noch sein Gelaber dranhängen (cool, gell? ) -
du hast alles gesagt und ich werde, brauche und muss auch nicht kommentieren,
WIE recht du hast.

Natürlich ist mir auch nicht der bittere Unterton entgangen, der sich in den letzten zwei Zeilen zeigt.
Ist das der Zeitgeist oder verfallen unsere geschaftlichen Werte immer mehr?


Applaudierende Grüße,
Chavali

[Thomas]

Hallo Chavali,

vielen Dank für Lob und Applaus. Meine Gedichte sind selten bitter, aber bei diesem Thema muss es wohl so sein. Es ist für mich einfach bitter, dass Hoffnung und Friede in der Welt in vielen Köpfen verkümmern. Man kann sich dem Kommerz kaum noch entziehen und wird zum Außenseiter, wenn man den eigentlich Kern von Weihnachten auch nur andeutet.

Viele Grüße
Thomas

[Stimme der Zeit]

Hallo, Thomas,

ja, das Gedicht ist wirklich klasse - sehr treffend. Es "trifft" im wahrsten Sinn des Wortes auch den "Ton" der "Zeit".

Hier passt es auch, dass auf ein geordnetes Metrum verzichtet wird. Das wäre ja auch viel zu "uncool". (Ein "kleiner Seitenhieb"? )

Ich schließe mich Chavi an, und setze auch nicht allzu viel "Gelaber" () drunter, aber ein paar Verse merke ich an, sie sind wirklich gut - im Sinne der "modernen Ausdrucksweise":

Weihnachtsmarkt: Man kauft und kaut.

"Man kauft und kaut", das ist sehr gelungen formuliert.

nur was was kostet ist was wert.

Perfekt! "Geschrieben wie gesprochen".

Erlösung und Heil sind umsonst – also out!
Wer will schon was haben, das eh keiner klaut?

Geld regiert die Welt. Was umsonst ist, ist nichts wert - warum? Wie du es schreibst: Wenn sich etwas nicht zu "klauen" lohnt, will es keiner haben - denn ein "Geschenk" ist wertlos.

Ich teile die Ansicht über den "Zeitgeist", dem auch ich immer wieder Gedichte "widme" - denn sein "Gegenstück", die Menschlichkeit, kommt allmählich abhanden. Das sollte daher auch immer wieder "erwähnenswert" sein. (Das hat jetzt nichts mit meinen "privat-persönlichen" Ansichten über Glauben und Religion zu tun, denn letzten Endes sind es die "menschlichen Werte", um die es geht, unabhängig vom "persönlichen Hintergrund" sind Werte Werte.)

Auch von mir ein "Bravo".

Liebe Grüße

Stimme

[Thomas]

Liebe Stimme der Zeit,

vielen Dank für dein 'Bravo'. Ja, das mit dem Metrum ist Absicht. Und erst recht ein 'Ja' zu dem, was du zu den menschlichen Werte sagst, welche durch den gelebten Begriff der Menschenwürde auf den Punkt gebracht werden. Er ist in Europa natürlich vom Christentum (welches viel von den von dir geschätzten Philosophen Sokrates und Platon hat) geprägt, in anderen Regionen vom Judentum, Islam, Hinduismus, Konfuzianismus, etc. Man muss nicht gäubig oder religiös sein, es langt, wenn man nur nicht so oberflächlich ist, wie es uns der Zeitgeist bisweilen vorlebt.

Liebe Grüße
Thomas