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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches |
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#1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Geradewegs verwandelt sich
Die Perspektive deines Seins ist grundlos: Du greifst tief in die Tasten, und ein Moll Ertönt statt Dur, so wie es klingen soll. Das Zimmer überbordet: Werd den Schund los, So schreit es laut die Wand an. Nur: du schweigst. Dein Innerstes krepiert unendlich zeitlos, Im Stillen bricht ein lauter wilder Streit los, Weil du für dich kaum je Verständnis zeigst. Erkenn dich an, und schon erkenn ich dich: Im Werben spielt sich eigene Musik, Und diese tanzt in Dur und treibt es toll. Geradewegs der Lebensfreude voll Ist der, der bei sich bleibt in Selbstkritik. Er wird er selbst und wächst und wandelt sich.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (28.01.2012 um 17:12 Uhr) |
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#2 | |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Hallo Walther,
ein Sonttexperiment also. Dann schauen wir uns zunächst einmal die äußeren Kriterien kurz an. Über die Metrik brauchen wir uns bei deinen Fertigkeiten nicht zu unterhalten, das ist klar. Als erstes stechen die originellen Reime ins Auge. grundlos / Schund los und zeitlos / Streit los hat schon was, weil wir hier weibliche Kadenzen haben, die in der Endsilbe zwar identisch sind, sich dafür aber auf der ersten Silbe reimen, was sehr interessant klingt. Als nächstes ist mir noch die Reimstruktur der beiden Terzette aufgefallen. Die erste und die sechste Zeile umarmen den ganzen Rest, während die zweite und fünfte nur noch den Paarreim des dritten und vierten (der übrigens zwei Silben mehr bietet) Verses umklammern. (Nur für die Terzette also: a-b-c-c-b-a) Das rundet die ganze Sache sozusagen ordentlich ab. Inhaltlich gesehen erkenne ich einen Appell an das eigene "Selbst", bzw. auch eine kleine Abrechnung mit eingefahrenen Gewohnheiten, die endlos praktiziert, nie zu einer Änderung des vorhanden Zustands führen können. Dafür bedarf es einer erkennenden Selbstkritik. Ich stimme auch allen Aussagen eigentlich völlig zu, möchte aber gerne noch eine kleine Ergänzung hinzufügen. Zitat:
Ich meine so richtig mit allen Konsequenzen? Ich denke, ein Großteil des "Selbst" ist geprägt vom angeborenen Charakter. Nicht umsonst heißt der Charakter auch Persönlichkeit und jeder Persönlichkeit wohnt ein Wille inne, was sie auch so einzigartig macht. Ich selbst glaube, daß sich dieser Wille niemals grundlegend ändern wird. Was sich verändern könnte, ist höchstens das Verhalten. Das kann durch Einsicht, Erfahrung oder sonstige einschneidenden Erlebnisse geschehen und braucht zudem die Fähigkeit, denn eigenen Willen hauptsächlich auf andere Ziele zu projizieren. Den eigentlichen Willen kann man also u. U. zurückstellen oder gar unterdrücken, aber los wird man ihn nicht wirklich. Und das wird manches Mal zu einer harten Prüfung im Leben. Selbstkritik geradeaus ist da sicherlich ein probates Mittel. Gerne gelesen und kommentiert... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#3 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Lb. Falderwald,
das Gedicht ein doppeltes Experiment, einmal vom Inhalt her und zu anderen von der formalen Gestaltung des Sonetthaften. Ich habe es wegen eines weiteren Metrenfehlers gerade nochmals bearbeitet. In den Endreimen habe ich mit "indirekten" Reim experimentiert (grundlos - Schund los / zeitlos - Streit los). Zugleich ergibt sich daraus ein "Klangreim" über S1 und S2. Damit bette ich die umgreifende Einreime der Terzette in das gewählte Konzept ein, die Strophen miteinander zu verdrahten. Zugleich wird versucht, anhand der Darstellung einer inneren Betrachtung des Protagonisten eine Erkenntnis genereller Art herauszuarbeiten. Ob Menschen an sich arbeiten und damit "anders" werden können? In Grenzen sicher. Man kann schon Reibungspunkte abrunden und Scharten auswetzen, man kann sie aber wohl nicht ganz beseitigen. Wer sich ernsthaft ändern will, kann das schon - aber eben im Rahmen gewisser unverrückbarer Eckpunkte, die aber wiederum auch die Individualität und die Originalität, also die Persönlichkeit, bedingen. Wie die Aussage belegt: Verändern, wandern, wachsen geht, aber man muß man selbst dabei bleiben und darf sich nicht im Kern aufgeben, also an der (Selbst-)Kritik zerbrechen. Danke für Deine wichtigen Gedanken, Anregungen und Überlegungen. LG W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
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