24.03.2009, 14:12 | #1 |
Gast
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Erschieße sie!
Erschieße sie!
~ ich war Soldat ~ Und könntet ihr ahnen, was in dieser Nacht im Dunkel der Gassen passierte, als ich mit der Truppe marschierte, ihr würdet mich hängen und hättet gedacht, ich hätte die Juden zum Schweigen gebracht, nur um sie leiden zu sehen und hinter dem Führer zu stehen. Und würdet ihr wissen, dass ich dieses Kind, das später zu Asche verrauchte, in selbiger Nacht noch missbrauchte, ihr würdet mich hassen und schimpftet mich blind, gefühllos wie Wehrmachtssoldaten so sind, gedankenlos nichts hinterfragend die schlimmsten Befehle ertragend. Doch wäret ihr fähig, nur einmal den Schrei, den Kommandant Jäger mir schickte, als er auf das Judenvolk blickte, zu hören und wäre nur einer dabei, der da nicht aus Angst vor der Nazipartei die Waffe auf Schwächere richtet: ich hätte aufs Leben verzichtet. 24. März 2009 Nachtrag: Die vorhandenen Szenen basieren z. T. auf den Inspirationen durch einen Film. (edit von Falderwald) Geändert von DerKleinePrinz* (30.03.2009 um 15:00 Uhr) |
24.03.2009, 14:55 | #2 |
ADäquat
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Donnerwetter, Prinzi*
das muss ich erst mal verkraften... Starker Inhalt, sehr gut ausgearbeitet. Einige Komma- u. Schreibfehler sind drin, die solltest du noch ausbessern. S1 Z1 Komma hinter ahnen S2 Z4 schimpfted = schimpftet S3 Z1 komma hinter fähig S3 Z3 komma hinter blickte vorletzte Zeile besser ein Doppelpunkt, wirkt stärker, und groß weiter. ... Intensiv, anklagend, erschauernd. Kompliment! Lieben Gruß, katzi EDIT: Hallo Prinzi und alle zusammen, ich schreibe im Nachhinein hierzu noch etwas. Angesichts der nachfolgenden Flut der Ablehnung dem Inhalt des Textes gegenüber, fühle ich mich veranlasst zu bemerken, dass ich mit meiner obenstehenden Begeisterung eher die sprachliche Umsetzung gemeint habe. Ich habe wohl etwas oberflächlich den Inhalt verinnerlicht und mich am Sprachklang orientiert. Lieben Gruß, katzi 25.03.2009
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24.03.2009, 16:10 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo KleinePrinz
Inhaltlich stark und auch sonst thematisch gut ausgearbeitet. Ich sage selbst immer, wenn mich jemand fragt ob ich am Krieg als Nazi teilgenommen hätte, nicht nein oder ja. Dafür frage ich entgegen...Was würdest du tun, wenn du in eine solche Zeit hinein leben würdest, blind und systematisch, mit dem entscheidenden Funken Angst und dem Blick zur Masse, die sich auf Massen zu bewegt? Würdest du sie alle hassen, dich und die Zeit? Das Thema selbst, wahrscheinlich weil ich mich schon sehr lange mit diesem befasst habe, hängt mir ein wenig aus dem Hals. Fass es nicht als Kritik oder Dessintresse auf sondern als Übersättigung von Tatsachen. Als ich die Überschrift entdeckte, dachte ich zunächst an den Amoklauf und wurde überrascht. Mich überzeugt nicht ganz die Überschrift, vielleicht das e bei "Erschieß(e) sie" rausnehmen, dann wirkt es härter. Aber wie gesagt, keine wirkliche Kritik, eher ein nachdenklicher Denker. Der es entdeckte, durchdachte und es nicht bereute. Liebe Grüße Sebastian alias f.D. |
24.03.2009, 16:28 | #4 | |||
Gast
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Hallo Kleiner Prinz
ich kann mich dem Lob nicht anschließen. Finde es sehr plakativ. Besonders das missbrauchte Kinde, das in der Asche Zitat:
Das Gedicht kommt für mich keinesfalls authentisch daher, eher gewollt theatralisch. Du bist glaube ich auch noch recht jung und bemüht, das was damals geschah zu zu verstehen. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die in dieser Zeit lebten( ich kam erst kurze Zeit danach zur Welt) und kann nichts von diesen Gesprächen in Deinem Gedicht wiedererkennen. Ich glaube nicht, dass Du Dir auf Kosten all des Leids der Menschen jener Zeit, versuchst Sporen zu verdienen, aber es erscheint mir alles sehr unüberlegt und gewollt. Ich weiß, ich werde mir den Unmut der meisten zuziehen, aber das Thema ist mir zu ernst. Dann der Schluss: Zitat:
Nein- kann dem nichts abgewinnen außer- hätte er sich doch tiefer mit dieser Problematik befasst. Nichts für Ungut reinhard Deine Wortwahl als Dichter erscheint mir hin und wieder auch sehr unbedacht, was ich an diesem beispiel belegen möchte: Zitat:
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24.03.2009, 16:31 | #5 | ||
Gast
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Ahoi
Mein liebes Kätzchen, dass muss ich erstmal verkraften das mir trotz haarscharfen Korrekturlesens meinerseits immer noch Fehler passiert sind, ich werde es wohl nie lernen Werde sofort allesdirekt übernehmen, zumal ich das ja schonmal genau so hatte, weiß der Teufel warum ich es dann wieder geändert habe. Dein Kommentar hat mich riesig gefreut, weißt du ja ~~~ Lieber Sebastian, auch dir sende ich meinen herzlichen Dank für deine Antwort. Wenn mich jemand fragt ob ich den Mut gehabt hätte mich gegen das System zu wehren, dann bleibt mir nur die Antwort: "Ich weiß es nicht, ich hätte auf jeden Fall Angst gehabt." Ich denke es kommt auch immer auf die Umstände an und in welcher Position man ist. Da aber eigentlich alle Menschen Angst haben und weiterleben wollen wird es wohl so sein, dass sich die meisten der Gewalt fügen und lieber mitmachen. Ich kann mich gut in die Rolle eines Soldaten hinein versetzen, welcher gezwungen wird abscheuliche Taten zu begehen. Andererseits habe ich im Philosophiestudium gelernt, das es besser ist selbst zu leiden als anderen Leid zuzufügen. Ich denke das Ideal wäre es sich eben nicht zu solchen Handlungen hinreißen zu lassen, sondern Mut zu beweisen, in der Praxis ist das aber schwieriger. Das Nazi und Judenthema ist in der Tat ein wenig ausgelutscht, deshalb habe ich es versucht mal von einer anderen Seite zu betrachten, da ich mir dachte, dass das origineller wäre als ewig zu sagen wie schlimm das Ganze für die Juden war. Und nein, über den Amoklauf würde ich nicht schreiben, das wäre in meinen Augen reiner Populismus. Erschieß' wirkt tatsächlich härter, allerdings ist es mir ein wenig zu, wie soll ich sagen, unpoetisch. Bei so einem Thema von Poesie zu sprechen macht eigentlich keinen Sinn, aber ich würde hier lieber das klanglich bessere Erschieße vorziehen. Mich freut es, wenn du über meine Zeilen nachdenken konntest Liebe Grüße euch beiden Der Kleine Prinz* Edit: Antwort mit ReinArt zeitgleich geschrieben, werde es beizeiten beantworten. So, werds dann auch mal von .com kopieren Lieber ReinArt, hmm, ich hatte wie gesagt keinerlei Absichten ein plakatives Gedicht zu produzieren, viel mehr war es mein Versuch in die Seele eines Soldaten zu blicken. "verrauchte" ist sicherlich klanglich nicht das beste Wort, aber es ist ziemlich schwierig einen Reim zu finden, der hier dem Thema dient. Aber warum klingt es verächtlich? Zitat:
Zitat:
Ja, mein LI konnte nicht anders, weil es Angst hatte und im System gefangen war. Wo liegt da das Problem? Jetzt macht sich das LI Vorwürfe, aber die Taten wieder gut machen kann es nicht. Aber natürlich fordert es auch alle heraus, denn wer kann ernsthaft von sich behaupten, dass er den Mut hätte sich gegen ein solches Regime zu stellen? Tiefer konnte ich mich nicht damit nicht befassen, tut mir Leid, denn was ist tiefer als die eigenen Gefühle? Dennoch danke ich dir für deine Zeilen, ich hoffe du verstehst mich jetzt ein wenig besser. |
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24.03.2009, 17:37 | #6 |
MohnArt
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Beiträge: 1.949
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Hallo Kleiner Prinz,
ich empfand schon beim ersten Lesen dieses Gedichtes ein enormes Unbehagen und ich war sehr froh über ReinArts Antwort, der ich mich bedingungslos anschließen kann. Vor allem die Identifikation des Protagonisten mit dem Verbrechen an dem Kind, in Verbindung mit den Schlußversen, ist für mich in keiner Weise stimmig. Letztlich weiß ich den Protagonisten nicht wirklich einzuordnen, für mich klingt es verwirrt und verwirrend. Liebe Grüße, Klatschmohn |
24.03.2009, 17:54 | #7 |
Gast
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Lieber Kleiner Prinz
auch bin froh, dass Klatschmohn das gleiche Unbehagen verspürt wie ich, denn es sind ja der Lobeshymnen, die auf Dein Werk geschmettert wurden, mannigfaltige. Kurz zum Alter. Ich habe mit 20 Jahren noch behauptet, dass ich mich gegen die Nazis gewehrt hätte, was ich dann im Laufe der Jahre relativierte- wie so vieles. Das ist natürlich. Auch kann niemand heute mehr ein authentisches Gedicht über das Mittelalter schreiben, weil es einfach an den entsprechenden Erfahrungen fehlt. So und nun zum Wesentlichen. Der Missbrauch eines Kindes ist unter keinen Umständen zu entschuldigen!!! Du als Mann musst eigentlich wissen, dass es gewisser physischer Voraussetzungen bedarf, um so etwas tun zu können. Ich behaupte hier, dass ich diese Voraussetzungen nicht nicht gehabt hätte. Wäre dann wohl, wen ich dazu gezwungen worden wäre, erschossen worden. Dies ist barbarisch und ein Verbrechen, das nicht schön geredet werden darf. falls ein krankes Hirn so etwas tut, dann kann mich sich über jenes Gedanken machen, aber nicht wenn dies auf Befehl hin geschieht. Ich weiß sehr wohl, wozu Menschen in der Lage sein können, wenn sie verroht sind. In Deiner Betrachtung beschönigst Du einiges in einer Weise, dass ich nur sagen kann: Bitte überarbeite das Gedicht . Ich hoffe, dass Du Klatschmohns und meinen Argumenten etwas zugunsten Deiner Protagonisten,abgewinnen kannst Sei gegrüßt Reinhard |
24.03.2009, 18:23 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo kleiner prinz*
aller Debatte, die ich durchaus verstehen kann, ist eines zu bedenken..es gab kurz nach all diesen greueltaten unzählige debatten darüber inwieweit es überhaupt der Lyrik erlaubt sei, ein solches thema zu verarbeiten, und dabei etwas ungesagtes mitschwingen zu lassen, ob es dem klang an sich erlaubt sei dieses chaos und diese menschenverachtung überhaupt zu vertonen..es kristallisierten sich zwei parteien heraus...zu der einen gehörten die freien schreiber, wie zB celan und zu der anderen schreiber die in reimen schreibten, zunächst wurde dann komplett auf den reim verzichtet. weiterhin kamen leute wie zB celan in sogenannte selbstzweifel und schuldigkeitsgefühle, ebenso welche die ins ausland flüchten konnten, weil sie ihr Volk "als im stich gelassen ansahen" (die einen mussten sterben, sie lebten..so fragten sie sich andauernd wo ist der sinn..)...die Frage steht also im Raum, damals wie heute inwiefern man sich diesem Thema nähern soll, ohne dabei in eine Form der, der zu oberflächlichen Betrachtung zu fallen (ja selbst den richtigen ausdruck finden zu können oder überhaupt zu finden), wie kann man mit Lyrik solcherlei Grausamkeiten beschreiben und dies auch noch mit Klang, ja geht das überhaupt?... das die Versuche dazu durchgeführt werden sehe ich als positiv an, obwohl ich das muss ich ehrlich gestehen, keine Worte und keinen geeigneten Klang dafür finden würde...mitunter verzerrt wie einen Dämon für die Täter, doch ich würde es nicht umschreiben können... basse
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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24.03.2009, 19:38 | #9 |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber kleiner Prinz,
ich bin immer zwiegespalten bei Gedichten zu Greultaten und ein Kommentar fällt mir nicht leicht. Vielleicht hast du dich an ein zu schweres Thema herangewagt. Auf Menschen mit Fingern zu zeigen, die in solchen Zeiten (und heute in solchen Staaten leben) gelebt haben, geschieht meist zu schnell, zu undurchdacht und meist noch ohne wirkliches Hintergrundwissen. An den Machenschaften kann man nichts gut heißen. Ich habe aber zusätzlich noch eine andere Gedankenwelt: In solchen Zeiten ergreifen "Bestien" die Chance das auszuleben, was sie wirklich sind. Taten, die ihnen keine Diktatur aufzwängt - und das verurteile ich zutiefst. Zitat von kleiner Prinz: Andererseits habe ich im Philosophiestudium gelernt, das es besser ist selbst zu leiden als anderen Leid zuzufügen. Ich denke das Ideal wäre es sich eben nicht zu solchen Handlungen hinreißen zu lassen, sondern Mut zu beweisen, in der Praxis ist das aber schwieriger. Du sagst es eigentlich schon selbst. Und trotzdem wird die "Macht" von beiden Seiten immer angewandt und mißbraucht. Ich kann und will nicht verurteilen, weil ich in der Zeit nicht gelebt habe. Es muss der Mensch selbst damit fertig oder nicht fertig werden, denn nur er allein weiß, was unter Zwang und Not geschah und was seine eigenen "Bedürfnisse" gewesen sind. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
24.03.2009, 20:07 | #10 |
Gast
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Lieber Prinz, ich bin geflasht! Das Thema ist gruselig gegenwärtig. Nein, wir sprechen heute nicht vom großen Krieg, nein, vom kleinen vor der Haustür, am Arbeitsplatz, an der Supermarktkasse...Wer kennt sie nicht: kalte, gnadenlose Augen, subtiler noch ein Lachen, welches überlaut ins bodenlose lacht, aus purer Angst. Es ist meiner Meinung nach eine Frage des Charakters, der Stärke und der Eigenverantwortung, ob sich ein Idividuum, hier Mensch, human oder unhuman verhält. Meine Großeltern sprachen immer nur von der Angst, selbst Opfer zu sein. Also entschieden sie sich für die sichere, doch damit auch für die für den Tod z. B. ihrer Freunde verantwortliche Seite. Ich werde heute noch extrem wütend, wenn ich mir ihre unbeteiligten, farblosen Gesichter vor meinem inneren Auge vorstelle. Ein Mensch ist ein Mensch, genau in dem was er tut, nicht in dem, was er zuläßt. Prinz, du hast mich tief beeindruckt. Respekt.
alles liebe, budina |
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