05.03.2012, 15:27 | #1 |
asphaltwaldwesen
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von liebe sprechen
ich mag dich
hab ich gesagt und gemeint ich könnte dich lieben so vieler kleiner dinge wegen doch seh ich nichts großes ich liebe dich hast du gesagt und gemeint du magst die größe des gefühls die vielen kleinen dinge könntest du übersehen die liebe mag zu sehen wenn viele kleine dinge das große ergeben dann könnte man von liebe sprechen meine ich .fee ´12 version 1.2: ich mag dich hab ich gesagt und gemeint ich könnte dich lieben so vieler kleiner dinge wegen doch seh ich nichts großes ich liebe dich hast du gesagt und gemeint du magst die größe des gefühls die vielen kleinen dinge könntest du übersehen die liebe mag wenn viele kleine dinge etwas großes ergeben im sehen dann könnte man von liebe sprechen meine ich version 1: ich mag dich hab ich gesagt und gemeint ich könnte dich lieben wären da nicht so viele kleine dinge doch seh ich nichts großes
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (06.03.2012 um 15:09 Uhr) |
05.03.2012, 21:54 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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von liebe sprechen
Hallo Fee,
ein wundervolles Liebesgedicht, das sehr zum Nachdenken anregt. Was sind die "kleinen Dinge" der Liebe, was ist "die Größe des Gefühls"? Sich darüber Gedanken zu machen lohnt sich! Zwei kleine Anmerkungen: Müsste es nicht in der ersten Strophe heißen: "ich könnte dich lieben der vielen kleinen Dinge wegen doch seh ich nichts großes." Die letzte Zeile der dritten Strophe würde ich weglassen, denn die "vielen kleinen Dinge" sollen doch nicht "nur" im Sehen etwas großes ergeben, sondern (vielleicht) auch im Fühlen und Handeln - oder nicht? Das alles nimmt deinem Gedicht nichts von seinen großartigen, tiefsinnigen Gedanken - es ist nur mein spontaner, erster Eindruck, den ich dir mitteilen wollte. Sehr gern gelesen Viele liebe Grüße wüstenvogel |
06.03.2012, 15:08 | #3 |
asphaltwaldwesen
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lieber wüstenvogel,
deine anregung für strophe 1 nehme ich gernst und mit liebem dank und hab sie auch schon umgesetzt (war nur gestern grippebedingt schon zu k.o., um eine brauchbare antwort an dich zu schreiben). sie kommt um einiges eindeutiger hin. dein lob freut mich riesig, ist das thema ja nicht grad ein triviales und eins, über das ich mir immer wieder und schon oft gedanken gemacht habe. das "im sehen" meint das erkennen. und das beansprucht ohnehin alle sinne. ich wollte es aber als "sehen" im text haben, weil das auch in den strophen davor bestandteil war - also der parallelität der strophen wegen, die immer mit denselben elementen nur in veränderter bedeutung oder zusammenhang spielen. ich habe nochmal rumgebastelt und eine leicht veränderte version dazugestellt. vielleicht ist die ja in sich runder... lieben dank für den feinen kommentar und das schöne lob!!!! herzlicher gruß fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
12.03.2012, 20:56 | #4 |
Lyrische Emotion
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Servus fee,
das wäre eine Möglichkeit, die aber auch eine ganze Menge Toleranz voraussetzen würde. Wenn die gegenseitige Bereitschaft dazu besteht, dann könnte das (unter bestimmten Voraussetzungen s. u.) durchaus funktionieren. Die ersten beiden Strophen zeichnen ein gegenteiliges Bild. Hier das Li, das die vielen kleinen positiven Dinge hervorhebt, dort das LD, das die vielen kleinen negativen Dinge zu übersehen bereit ist. Aber reicht das schon, für ein Großes und Ganzes, wenn beide das praktizieren? Die Toleranz ist wichtig, aber was ist mit der Sympathie und der Freundschaft, dem innigen einander Zugetansein und der Bereitschaft sich zu vertrauen und hinzugeben? Kommt das automatisch mit der Zeit oder muss man sich das erarbeiten? Nun hat ja jeder seine eigene Sicht auf die Dinge und so kann ich zur dritten Strophe nur sagen, daß ich mich schwer tue, hierbei schon von Liebe zu sprechen. Der Grundgedanke ist durchaus großartig, aber ich meine, daß noch etwas mehr dazu gehört, um von Liebe sprechen zu können. Auf jeden Fall aber ist das eine sehr solide Basis für eine Liebe, die sich vielleicht auch daraus entwickeln könnte. Leider sieht die Praxis oft anders aus, wenn man den (neuen) Partner erst mal näher kennen lernt. Da rücken allzu oft doch die negativen kleinen Dinge in den Vordergrund, wenn der erste Lack ab ist und man merkt, daß nicht alles Gold ist, was glänzt. Hier hilft dann nur die Toleranz weiter, denn wenn man versucht den Parter zu ändern (was meist sowieso nicht gelingt, denn oftmals bewirkt das nur eine Unterwerfung oder Anpassung), dann sollte man sich auch darüber im Klaren sein, daß man dann ein veränderten (angepassten oder unterworfenen) Partner hat. Und der ist dann nicht mehr derselbe wie vorher. Das aber dürften wohl nur reifere Menschen wissen und umsetzen können, die Jüngeren kämpfen oftmals noch gegen Windmühlen. Alles schon selbst erlebt... Und ich glaube, das ist das Zielpublikum, an das sich der Text wendet. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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12.03.2012, 21:05 | #5 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
ja, das ist es, falderwald. wer in der liebe was sehen will, ist durch so viele dinge geprägt, die man gar nicht bewusst wahrnimmt. oft lernt man erst durch versuch-und-irrtum, wo die eigene perspektive einer korrektur bedarf. und das kann niemals einer alleine für sich schaffen. und manchmal verschiebt sich die perspektive so, dass kleine dinge plötzlich ihre eigene größe zeigen oder so erkannt werden. das jedenfalls wäre der idealfall, der aus der ersten verliebtheit etwas dauerhaftes macht - liebe. etwas, das erarbeitet werden will. danke für deine gedanken und den feinen kommentar. lieber gruß fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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13.03.2012, 21:14 | #6 |
Slawische Seele
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Hallo fee,
ich habe vor Jahren (nein, Jahrzehnten) ein kleines Album angelegt, in dem ich ausschließlich Aussagen, Sprüche und Zitate über die Liebe sammelte. Heute ist es ein fast "selbständiges" kleines Buch - wunderschön, wahr und voller Widersprüche. Diesen finde ich passend zu deinem Gedicht: Mit der wahren Liebe ist es wie mit Gespenstererscheinungen: Alle Welt spricht davon, aber wenige haben sie gesehen. (La Rochefoucauld) Darin kommt auch "gesehen" vor. Die Liebe bleibt ein Phänomen, weil sie so vielfältig und persönlich interpretierbar ist. Ich denke gerade an die "zwei Hälften", die einander suchen und allzu oft glauben, sie wären es, weil's passt. Dein Gedicht gefällt mir sehr. Es überzeugt und fordert Gedanken und Nachdenklichkeit an. Würden wir darüber eine Diskussion beginnen, sie nähme kein Ende. Liebe hat ihre Zeit. Ich mag sie "den Jungen" nicht absprechen und neige nicht unbedingt dazu, ihre "Echtheit" mit Reife zu verbinden - trotz der Realität, die es dennoch bestätigt. Außerdem können immer nur zwei, oder die Zwei, wissen, ob es Liebe ist. Kein Dritter darf und soll seine Maßstäbe anlegen, was aber oft genug geschieht. Die ZWEI haben genug zu tun, zu erkennen, ob es die Kleinigkeiten, ob es die Größen. Dein Gedicht hinterfragt und sagt - schön, spannend - ein unendlicher Gesprächsstoff bietet sich an und doch ist es ganz anders. Es hat mir Spaß gemacht "von Liebe (zu) sprechen". Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
13.03.2012, 21:33 | #7 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
danke, dana, das sehe ich ebenso. über die liebe wurde und wird wohl auch weiterhin "gemutmaßt". indizien für ihr vorhandensein gesammelt. bestenfalls. insofern halte ich den vorsatz, ein gedicht über die liebe im sinne einer konkreten "bestimmung" zu schreiben, für verfehlt. umso schöner, wenn daher mein gedicht nicht als "unfertig" von dir empfunden wird. die "reife" übrigens sehe ich nicht zwingend mit alter verknüpft. man reift aneinander. die einen sind dazu früher in der lage, die anderen erst nach mehreren wiederholten versuchen - (und oftmals der erkenntnis, dass man nicht den partner ändern kann und muss, sondern die sicht auf sich selbst in einer beziehung). dein kommentar freut mich enorm. lieben dank dafür!!! lieber gruß fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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06.04.2012, 20:40 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo fee,
da habe ich mal was von deinen texten ausgegraben... ach, die liebe! immer wieder zerbrechen wir uns über sie den kopf. sie lässt sich nicht so einfach definieren - woran sollte man so etwas individuelles, spezielles auch festmachen? das käme ja der frage gleich: was ist farbe? BLAU werden die einen sagen - und andere, mindestens ebenso vom wahrheitsgehalt überzeugt: ROT! manchen kommt vielleicht die assoziation BUNT in den sinn , und wieder andere denken: aber bitte nicht ZU bunt - denn das hält ja kein mensch auf die dauer aus.... und manchmal ists ja auch so: man liebt den gegenstand seiner liebe - manchmal aber auch mehr das gefühl an sich ( gegenstand daher auswechselbar?) und beim wort "gegenstand" fällt mir ja noch gleich ein, dass es sich doch bei einem menschen um kein OBJEKT, sondern um ein SUBJEKT handelt, das manchmal höchst eigenwillig handelt und die persönlichen liebesgefühle im alltag sogar wieder stören / zerstören kann..... eine bestimmte art von liebe kommt sicher durch die reife des individuums ( also bei manchen nie! ) - es gibt aber auch die liebe auf den ersten blick, oder eine liebe , die "schon immer" da war ( die liebe für eine sache oder tätigkeit) sogar wissenschaftler, die sich lange damit beschäftgit haben , kamen zu dem schluss, das liebe zwar an gewisse formale bedingunfgen geknüpft zu sein scheint, aber sich letztlich nie restlos entschlüsseln lassen wird. gott sei dank. die version 1.2 gefällt mir deutlich besser, weil mir in der ursprünglichen fassung diese stelle etwas verworren rüberkommt: die liebe mag zu sehen in 1.2. ist das viel klarer gelöst und die sprache fließt ( für meine ohren) angenehmer bis zum ende des gedichts weiter. insgesamt ein text, hinter dem ich ein gereiftes LyrIch vermute, das im gewirr des alltags und der alltagspflichten dem einen, großen gefühl nachzuspüren versucht hat. gerne gelesen! lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
08.04.2012, 18:00 | #9 |
nach vorn sehen und nicht
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Liebe Fee,
heute am Ostersonntag komme ich dazu dir zu deinem sehr schönen Gedicht zu schreiben. Es lässt mich nachdenken und ich fühle du willst uns sagen: Überseht nicht die kleinen Dinge, denn ohne sie, könnt ihr nichts Großes vollbringen. So sehe ich das jedenfalls. Liebe Grüße Timo
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Nach vorn sehen und nicht zurück! |
08.04.2012, 19:50 | #10 |
asphaltwaldwesen
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liebe larin, lieber timo,
meinen herzlichsten dank für eure herzerwärmend feinen zeilen zu meinem gedicht. ihr macht mir damit eine große freude! liebe grüße fee
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