16.04.2012, 12:32 | #1 |
asphaltwaldwesen
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
|
Hagen
Wo blieb die Unschuld meiner frühen Knabenjahre?
In düstren Kerker hat die Treue mich geführt. Mit jedem Leben, das ich nahm, hab ich gerührt an Schicksals Lauf, dass mir nun Gleiches widerfahre. Bei Gunther schien mein Platz der einzig wahre. Tod dem, der meines Königs Weib verführt! Mein Auge hat sie sehend stets gespürt - die Tücke, List und Gier all dieser Jahre! Für Ruhm? Für Macht und Reichtum? Welch Begehr! Seit Jahr und Tag seh ich, wie sich die Reihen lichten durch meine und die Hände vieler mehr. Die Last, stets Zweck und Unrecht zu gewichten; das Schicksal, sie zu stemmen, wog so schwer. Mag es mich nun durch Kriemhilds Hände richten. .fee ´12
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (16.04.2012 um 13:03 Uhr) |
18.04.2012, 14:51 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Hi, Fee!
Sprachlich eine Wucht in doppelter Hinsicht! Schön das! Deine Interpretation von Hagen gefällt mir. Der Weg zur Hölle ist stets mit guten Vosätzen gepflastert... Das Hebungsschema ist wechselnd: 6-6-6-6 // 5-5-5-5 // 5-6-5 // 5-5-5 Eigentlich sollten es immer 5 Heber pro Zeile sein, unbetont beginnend (S2Z2 - "Tod dem, der..." zB tut das nicht. "Und Tod dem, der des Königs Weib verführt!" wäre eine passende Alternative...) Vorschlag: Wo blieb die Unschuld früher Knabenjahre, ins Dunkel hat die Treue mich geführt. Mit Leben, das ich nahm, hab ich gerührt ans Schicksal, dass mir Gleiches widerfahre. (5-5-5-5) Seit Jahr und Tag seh Reihen ich sich lichten (5), oder: Für Ehre, Macht und Reichtum? Welch Begehr! Seit Jahr und Tag seh ich den Ruhm sich lichten durch meine und durch viele Hände mehr. (Flüssiger.) Sehr gern gelesen. Ich hoffe, die Vorschläge finden deine Gunst. Ansonsten finde eigene Wege, sollten die überlangen Zeilen dich stören. LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (18.04.2012 um 14:57 Uhr) |
20.09.2012, 01:17 | #3 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
|
Liebe fee,
__________________
. © auf alle meine Texte
|
20.09.2012, 15:49 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Liebe Fee,
ich möchte mich den lobenden Worten anschließen. Du hast da eine sehr gute Idee (wie Erich schon betont) umgesetzt. Erichs Vorschläge sind von der Form her korrekt und gut. Ich persönlich finde das etwas Unregeläßige aber ganz interessant. Es ist wohl Geschmackssache, wenn nicht, dann müssten wir korrekte Sonette ja noch im Alexandriner schreiben. Liebe Grüße Thomas |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|