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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 16.04.2012, 23:51   #1
Thomas
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Standard An -

An - Übertragung von John Keats

Fünf Jahre sind verebbt im Meer der Zeit,
Gezeiten schoben hin und her den Sand,
Seit ich aus deiner Schönheit Netz befreit,
Umhüllt von der Umgarnung deiner Hand.
Und dennoch, wenn ich in die Sterne sehe,
Erstrahlt dein Augenlicht in meinem Sinn,
Und wenn ich vor der Purpurrose stehe,
So fliegt mein Geist zu deiner Wange hin,
Und wenn ich sehe wie die Knospen springen,
So neigt mein Ohr sich deinen Lippen zu
Und lauscht verzehrend, ob sie süß mir singen
Noch Liebeslaute falschen Sinns: - Oh, du
Verdunkelst mit Erinn‘rung meine Brust,
Ertränkst mit süßem Kummer meine Lust.




John Keats

To - (1817)

Time's sea has been five years at its slow ebb,
Long hours have to and fro let creep the sand,
Since I was tangled in thy beauty's web,
And snared by the ingloving of your hand.
And yet I never look on midnight sky,
But I behold thine eyes' well-memoried light;
I cannot look upon the rose's dye,
But to thy cheek my soul doth take its flight;
I cannot look on any budding flower,
But my fond ear, in fancy at thy lips,
And harking for a love-sound, doth devour
Its sweets in the wrong sense: - thou dost eclipse
All my delights with sweet remembering,
And grief unto my darling joys dost bring.

Geändert von Thomas (18.04.2012 um 13:09 Uhr)
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Alt 17.04.2012, 18:53   #2
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asphaltwaldwesen
 
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wieder einmal eine übersetzung, thomas!

etwas vom schwierigsten, das es für mich gibt. ich bewundere jeden, der das auch nur annähernd schafft. du bringst das auch noch in einer qualität, die sich definitiv nicht zu verstecken braucht.

lediglich die ersten vier zeilen sind ein wenig "unausgegoren", was die aussage und die inversionen angeht. danach, hab ich den eindruck, bist du so richtig in den flow geraten und da sitzt jedes wort und ist wunderschön.

Zitat:
Zitat von Thomas Beitrag anzeigen

Fünf Jahre sind verebbt im Meer der Zeit,
Die Stunden schoben hin und her den Sand, die inversion find ich nicht so prickelnd. vorschlag:s.u.
Seit ich aus deiner Schönheit Netz befreit,
Dass mich umgarnt umfing von deiner Hand.ein s zuviel. und "das netz umfing (selbst) umgarnt von lyrDus hand...???" da ist etwas durcheinandergeraten, denn das wolltest du sicher nicht ausdrücken. und yeats hat auch was anderes geschrieben.
da hakt es doch ein bisschen sehr für mein empfinden. so toll die verse danach auch geraten sind.
hier ein vorschlag als inspiration:

Fünf Jahre sind verebbt im Meer der Zeit.
Von Stunden hin- und hergewälzt liegt Sand,
seit ich mich aus der Schönheit Netz befreit,
das mich umfing, umgarnt von deiner Hand.


ich weiß, du hast die durchgängige großschreibung am zeilenanfang der vorlage nachempfunden und wirst vermutlich dabei bleiben. ich empfinde sie aber hier als verständnis-behindernd. darf man denn nicht eine übersetzung, die im hier und jetzt stattfindet, auch mit der heutigen schreibweise vornehmen? da bin ich mir nicht so sicher. sieh also diese bemerkung als frage und nicht als kritik.

wieder sehr gerne gelesen!! danke.

lieber gruß,

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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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Alt 18.04.2012, 13:08   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
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Beiträge: 3.375
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Liebe fee,

dein Lob freut mich sehr und danke, dafür dass du mir das s korrigiert hast. Wie mit poetischer Dachshundnase hast du die zwei problematischen Zeilen aufgestöbert und mich veranlasst, noch einmal nachzudenken.

Ich vermute, die in Inversion ist nicht zu vermeiden, weil Keats die Hand als ersten der Körperteile (Augen, Wangen, Lippen folgen) betonen will und muss, da hier ein Angelpunkt des Gedichtes liegt. Wenn das so ist, dann muss die Hand an den Schluss der Zeile. Außerdem hilft mir die Tatsache, dass ich die gleichen Reimworte wie im Englischen benutzen kann, die Inversion zu verschmerzen.

Auch finde ich das Verb 'liegen' nicht so passend. Ich habe aber die Idee bekommen, statt 'die Stunden' besser 'Gezeiten' zu sagen, weil damit das Bild deutlicher wird und die Wiederholung des 'ei' passend ist.

Deinen Vorschlag für die vierte Zeile wollte ich übernehmen, aber dann ist mir noch eine bessere Idee gekommen. Das Problem hier ist nämlich die Wortschöpfung 'engloving'. Dieses ganz hervorragende Bild (welches ich mit sehr viel weniger Geschick versucht habe in meiner 'Hassliebe' zu verwenden) hat mich zu der Überdosis 'umgarnt umfing' veranlasst. Ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, besser auszudrücken, was Keats in dieser Zeile sagt.

Hoffentlich bist du auch meiner Meinung. Das würde mich freuen. Auf alle Fälle vielen Dank für deine guten Anregungen.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Das mit den großen Zeilenanfängen ist eine alte Konvention, daran liegt mir nicht besonders viel.

Geändert von Thomas (18.04.2012 um 13:10 Uhr)
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