13.05.2012, 12:26 | #1 |
Galapapa
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Dort oben
Aus strahlend hellem Sonnenlicht gegossen,
gequollenes, wattiertes Unschuldsweiß, von deiner Nahrung Himmelsblau umschlossen, aus Wasser und Halonennebeleis, so zieht dein kühler Schatten durch die Lüfte, im Schweben über allem, schwerelos durch Winters Frost und durch des Sommers Düfte mal Flöckchen, mal Gebirge riesengroß. Erzähl im Gleiten vom Vergehn und Werden von meiner Ahnungslosigkeit so tief; im Wandel deiner Formen sind Gebärden, in denen immer schon die Antwort schlief. Geändert von Galapapa (13.05.2012 um 12:28 Uhr) |
14.05.2012, 23:04 | #2 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Galapapa,
ein schönes Wolkengedicht mit wunderschönen rasch vergänglichen bzw. wandelbaren Bildern. Du hast die Jahreszeiten(wolken) mit erfasst und ihnen zuletzt etwas Geheimnisvolles, Unerforschtes gegeben. Ich habe mir bei Wiki Wolkengebilde angeschaut und den Text überflogen. Es gibt sogar Geschichtliches zu Wolken. Der Träumer aber sieht sie ziehen, wandeln und sich auflösen. Der Träumer und Dichter stellt sich vor, was sie alles sehen und gesehen haben - ja sogar eine schlafende Antwort könnte darin sein, die nur ihm zuteil wird. Ein feines Gedicht, das sich gut in die Wolkengedichte der alten Meister reiht. Ich habe da eines im Kopf, allerdings nur "Fetzen" und kann es nicht benennen. Im ewigen Brunnen steht es, das weiß ich, nur wie soll ich es finden? Ein sehr kurzes: Ein Jüngling küsste ein Mädchen und als er es im Arm hielt, sah er eine Wolke. Das Mädchen, den Namen hat er längst vergessen, nur die weiße Wolke nicht. Vielleicht kennst du es oder ein weiterer Leser. Natürlich denkt man hier sofort an das Kinderspiel, in den Wolken nach Bildern zu suchen. Du zeigst auf, dass es nicht einzig ein Kinderspiel ist. Wolken faszinieren immer - man kann die Bilder immer in Stille aufnehmen und nicht von ungefähr entsteht dabei schöne Lyrik. Liebe Grüße Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
15.05.2012, 16:16 | #3 |
Galapapa
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Liebe Dana,
danke für Dein schönes Lob zu meinem Wolkentext! Ich bin Deiner Anregung gefolgt und habe auch nachgelesen. Wolken waren für mich schon immer etwas Faszinierendes. Im Beobachten der ständig sich wandelnden Formen habe ich manchmal das Gefühl gehabt, dass diese Gebilde da oben mir etwas sagen wollen, gradezu erzählen wollen. In meiner Ausbildung war auch die Meteorologie ein wichtiges Fach und mit dem Gelernten und der zunehmenden Erfahrung aus eigenen Beobachtungen konnte ich im Lauf der Zeit immer mehr über das kommende Wetter aus den Wolken lesen. Ein strahlend blauer Himmel ist auch schön, aber immer nur? Wie uns die Wüster lehren wären bald keine Pflanzen mehr darunter. Erst mit den schwebenden Nebeln des Himmels wird unsere Atmosphäre zu dem was sie ist: Ausdruck der gewaltigen Schönheit unseres Planeten und Voraussetzung für unsere Existenz. Das Gedicht, das Du gesucht hast, würde mich auch interessieren; ich kenne es leider nicht. Liebe Grüße an Dich! Galapapa |
15.05.2012, 18:20 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Hallo Galapapa,
ich möchte mich Danas Lob anschließen, insbesondere die Schluss-Strophe gibt der Betrachtung eine Tiefe, die man von einem Naturgedicht nicht erwarten muss. Viele Grüße Thomas |
16.05.2012, 16:17 | #5 |
Galapapa
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Lieber Thomas,
auch Dir danke für Dein Lob! Diese Tiefe, die Du in der letzten Strophe gesehen hast finde ich überall in der Natur wieder. Ich meine, wenn man die Natur begreifen will, darf man nichts darin als selbstverständlich hinnehmen. Mit heerzlichen Grüßen! Galapapa |
21.05.2012, 00:44 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
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Dort oben
Lieber Galapapa,
wenn man dein Gedicht liest, möchte man mit den Wolken fliehen, in ferne Länder ziehen. Wer hat nicht (als Kind) im Gras gelegen und den Flug der Wolken beobachtet, mit einem schwebenden Gefühl der Schwerelosigkeit... Was ist denn Halonennebeleis? Irgendwie musste ich an einen leckeren Eisbecher denken - das war bestimmt die falsche Assoziation. Ich beende meinen Kommentar und löse mich jetzt auch auf... Viele liebe Grüße wüstenvogel |
21.05.2012, 09:46 | #7 |
Galapapa
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Lieber wüstenvogel,
danke für Deinen Kommentar unter meinem Gedicht! Bevor Du Dich im davonfliegen auflöst: Es gibt Wolken auch in großen Höhen (10 bis 20 Kilometer), dort ist es allerdings so kalt, dass sie aus Eis bestehen. Diese Wolken sind häufig wie Schleier, erscheinen durchsichtig und werden als Cirren (Cirruswolken) bezeichnet. Durch eine besondere Lichtbrechung an den Eispartikeln kann es zur Entstehung von ringförmigen Regenbogen unterschiedlicher Größe kommen, deren Farben oft nur schwer erkennbar ist. Oft sieht man nur einen hellen Ring um die Sonne oder nur einen oder zwei Teile eines solchen Ringes. Dieses Phänomen gibt es auch beim Mondlicht und man nennt es "Halo" (Mehrzahl: "Halos" oder weniger gebräuchlich "Halonen"). Bei uns hier im Schwarzwald sind Halos und hakenförmige Cirruswolken oft Vorboten für eine nahende Front, also schlechtes Wetter. Als Eiscremesorte klingt "Haloneneis" allerdings auch nicht schlecht; sollte man dem Italiener an der Ecke mal stecken. Liebe Grüße! Galapapa |
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