Gedichte-Eiland

Thomas · 30.08.2012, 12:41

Fleischfressende Pflanze

Ihr taugespiegeltes Licht verspricht
die kurze Romanze.

Sie duftet verführerisch süß
wie Paradies
und himmeltaumelndes Glück,
dann fasst sie, Stück für Stück,
ganz ohne Hast
ihr Opfer. Was sie hält,
erblasst, zerfällt
zur leeren Hülle bloß;
die lässt sie los.

In taugespiegeltem Licht verspricht
sie dir kurze Romanze –
die fleischfressende Pflanze.

***Falderwald*** · 25.09.2012, 21:08

Moin Thomas,

als ich diesen Text las, kam mir gleich an Hugo von Hofmannsthals "Die Töchter der Gärtnerin" in den Sinn.

Selbstverständlich ist der vorliegende Text ein eigenständiges Gedicht, dem eine eigene Idee zugrunde liegt, aber es ist m. E. in seiner Art ebenso aussagekräftig, wie das von mir oben erwähnte.

Tja, es ist eben nicht alles Gold, was im Lichte glänzt, würde der Volksmund jetzt sagen.
Die Äußerlichkeiten sagen rein gar nichts über das innere Wesen aus und manch einer, der auf den schönen Schein hereingefallen ist, musste hinterher feststellen, daß das Leben eben doch nicht so, sondern ganz anders ist (Tucholsky).
Manchmal endet das in einem bösen Erwachen.

Ich könnte da auch Dinge erzählen, aber das ist ein anderes Thema.

Nun, das gehört wohl zur Liebe dazu.
Das Leben besteht eben aus Irrungen und Wirrungen, wie der alte Fontane auch schon zu berichten wusste.

Alles in allem ein sehr ansprechendes Gedicht, nachdenklich, aber auch mit einer Prise trockenen Humors gewürzt, welches mir gut gefallen hat.

In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal · 28.09.2012, 08:38

Hi, Thomas!

Bei so einem Text denkt man unwillkürlich drüber nach, inwiefern man, wäre man als schöner Mensch zur Welt gekommen, bei ähnlich mangelhafter Empathie wohl selbst vielleicht zu sowas geworden wäre.
Ich kenne meinen Hang zu Egoismus besser als der Rest der Welt und bin manchmal froh um mein eher unvorteilhaftes Äußeres - man kommt erst gar nicht in gewisse moralische Schieflagen...

Gern gelesen!

LG, eKy

Thomas · 29.09.2012, 18:49

Hallo Falderwald,

vielen Dank für den interessanten Kommentar und den Hinweis auf "Die Tochter der Gärtnerin", welche ich noch nicht kannte.

Hallo Erich,

interesssante Idee, aber vermutlich ist Schönheit gar nicht so wichtig und zum Egoismus muss wahrscheinlich noch etwas hinzukommen, was die Lust am manipulieren anderer Menschen erklärt.

Liebe Grüße auch beiden
Thomas

30.08.2012, 12:41	#1
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Fleischfressende Pflanze Fleischfressende Pflanze Ihr taugespiegeltes Licht verspricht die kurze Romanze. Sie duftet verführerisch süß wie Paradies und himmeltaumelndes Glück, dann fasst sie, Stück für Stück, ganz ohne Hast ihr Opfer. Was sie hält, erblasst, zerfällt zur leeren Hülle bloß; die lässt sie los. In taugespiegeltem Licht verspricht sie dir kurze Romanze – die fleischfressende Pflanze.

25.09.2012, 21:08	#2
*Falderwald* Lyrische Emotion Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Inselstadt Ratzeburg Beiträge: 9.946	Moin Thomas, als ich diesen Text las, kam mir gleich an Hugo von Hofmannsthals "Die Töchter der Gärtnerin" in den Sinn. Selbstverständlich ist der vorliegende Text ein eigenständiges Gedicht, dem eine eigene Idee zugrunde liegt, aber es ist m. E. in seiner Art ebenso aussagekräftig, wie das von mir oben erwähnte. Tja, es ist eben nicht alles Gold, was im Lichte glänzt, würde der Volksmund jetzt sagen. Die Äußerlichkeiten sagen rein gar nichts über das innere Wesen aus und manch einer, der auf den schönen Schein hereingefallen ist, musste hinterher feststellen, daß das Leben eben doch nicht so, sondern ganz anders ist (Tucholsky). Manchmal endet das in einem bösen Erwachen. Ich könnte da auch Dinge erzählen, aber das ist ein anderes Thema. Nun, das gehört wohl zur Liebe dazu. Das Leben besteht eben aus Irrungen und Wirrungen, wie der alte Fontane auch schon zu berichten wusste. Alles in allem ein sehr ansprechendes Gedicht, nachdenklich, aber auch mit einer Prise trockenen Humors gewürzt, welches mir gut gefallen hat. In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald __________________ Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Neu: Mein YouTube Kanal

28.09.2012, 08:38	#3
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi, Thomas! Bei so einem Text denkt man unwillkürlich drüber nach, inwiefern man, wäre man als schöner Mensch zur Welt gekommen, bei ähnlich mangelhafter Empathie wohl selbst vielleicht zu sowas geworden wäre. Ich kenne meinen Hang zu Egoismus besser als der Rest der Welt und bin manchmal froh um mein eher unvorteilhaftes Äußeres - man kommt erst gar nicht in gewisse moralische Schieflagen... Gern gelesen! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

29.09.2012, 18:49	#4
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Hallo Falderwald, vielen Dank für den interessanten Kommentar und den Hinweis auf "Die Tochter der Gärtnerin", welche ich noch nicht kannte. Hallo Erich, interesssante Idee, aber vermutlich ist Schönheit gar nicht so wichtig und zum Egoismus muss wahrscheinlich noch etwas hinzukommen, was die Lust am manipulieren anderer Menschen erklärt. Liebe Grüße auch beiden Thomas

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