23.11.2012, 23:50 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Brautrose
Brautrose
Das Fest ist fast verrauscht, die Lampen sind gelöscht, noch preisen letzte Zecher die Braut und ihre Schönheit. Den Park und die Terrasse durchstreift die Sommerluft und meine Augen gehen mit meinem Kopf spazieren. Sie bleiben wie gefesselt bei einem Anblick stehen: Am Fuß der weißen Säule, die eine Kerze trägt, liegt eine rote Rose, die aus dem schwarzen Haar der Braut beim Brauttanz fiel und dort zu Boden sank. Da liegt sie nun verloren. Es zeichnet ihre Blüte der matte Schein der Kerze als dunkles Schattenbild. Und unerbittlich sehen, ich kann mich nicht erwehren, die Augen dieses Welken, das ihre Pracht umgibt. Die Blütenblätter alle beginnen sich zu neigen, noch in der Jugend Pracht, zu neigen sich zum Tod. P.S.: Das ist wieder ein Versuch, mich der Form des sogenannten Prosagedichts (der ich recht skeptische gegenüberstehe) zu nähern. Auch bin ich mir nicht sicher, ob ich es in der richtigen Rubrik untergebracht habe, aber die anderen schienen mir alle noch unpassender zu sein. Geändert von Thomas (25.11.2012 um 22:30 Uhr) |
24.11.2012, 17:47 | #2 |
Lyrische Emotion
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Hallo Thomas,
also für ein reines Prosagedicht halte ich diesen Text nicht, denn dafür ist er erstens zu strukturiert und zweitens besitzt er eine durchgängige Metrik. Das einzige was fehlt, sind die Reime. Die Rubrik ist schon passend, aber auch die Denkerklause wäre m. E. nicht unpassend gewesen, zielt der Text doch tiefer, als eine reine Liebesstory. Die Brautrose steht hier ja stellvertretend für die Vergänglichkeit allen Daseins. Ich bin noch ein wenig schwankend, denn einerseits sind die vermittelten Bilder sehr schön nachzuvollziehen, andererseits, und das ist meine eigentliche Kritik, verleiht der durchgehend dreihebige Jambus den kurzen Zeilen einen etwas "abgehackten" Rhythmus, es wirkt ein wenig aufzählend, wenn du verstehst, was ich damit meine. Es fließt m. E. nicht so schön lyrisch, was weniger an den fehlenden Reimen liegt, als eben an den kurzen Versen mit den vielen männlichen Kadenzen. Das ist aber nur mein subjektiver Eindruck und wahrscheinlich Geschmackssache, worüber sich nicht streiten lässt. Alles in allem geht das Gedicht natürlich in Ordnung. Es ist sprachlich eloquent, auch die Idee gefällt mir gut und ist in den Bildern schön umgesetzt. Ich denke, du hast eine ehrliche Meinung erwartet und bist jetzt nicht enttäuscht darüber. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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24.11.2012, 19:25 | #3 |
ADäquat
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Lieber Thomas,
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Geändert von Chavali (25.11.2012 um 23:18 Uhr) Grund: Tippfehler |
25.11.2012, 22:52 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Falderwald, hallo Chavali,
Danke für die Zustimmung und die Kritik. Ich habe an dem Gedicht noch einige unwesentliche Änderungen vorgenommen, aber die Zeilenlänge möchte ich so lassen. Ich versuche damit die Stimmung des Gastes der Feier auszudrücken, der sich nach dem rauschenden Fest plötzlich ernüchtert umschaut. Vielleicht ist es diese Empfindung, die Falderwald etwas stört, dann wäre das eine Bestätigung meiner Absicht. Die männlichen Kadenzen sehe ich so: Bei Jamben verbinden die männlichen Zeilenschlüsse die Folgezeile, denn man könnte die ohne Wechsel des Metrum weiterlesen, während weibliche Endungen durch die zusätzliche Senkung die Zeilen trennen. Es ist ein meiner Meinung nach ein dynamischer Effekt, der dem Enjambement ähnelt, wobei dort das Metrum fest ist, und die Verbindung durch die Semantik erfolgt, während hier das Metrum weiterfließt. Das ist aber alles nur meine Haus-und-Wiesen Lyriktheorie, welche ich eigentlich nicht mit gut begründen kann. Euch beiden liebe Grüße Thomas |
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