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#1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Ich erinnere mich an eine Zeit vor gut 10-8 Jahren, als ich erste Forenluft schnupperte und mir damals heiße Dispute mit arrivierten Forendichtern lieferte. Damals war ICH Terrapins Ansicht, mit teils eben denselben Argumenten.
Im Laufe der Zeit hat sich meine Meinung interessanterweise fast umgekehrt. Heute stören mich Rilke's metrische Ungleichgewichte zum Teil, zumindest dort, wo sie leicht erkennbar sind. Zum Glück war er ein solches Sprachgenie, dass man seine "Taktlosigkeiten" fast nie als solche wahrnimmt. Ich fühle mich keinesfalls gekränkt durch opponierende Ansichten, vor allem, wenn ich sie selbst einmal geteilt habe. Auch den Umkehrschluß, nach dem laut getroffener Aussage metrisch korrekte Dichter nicht groß wären, kann ich nicht nachvollziehen - so hat Terrapin es gewiss nicht gemeint. Ich gönne jedem seine metrischen Ungleichgewichte, wenn er sie haben möchte. Ich zähle sie in meinen Kommis aber für den Fall auf, dass sie ungewollt und unbemerkt waren. Dass ich - zur Zeit - metrisch Korrektes präferiere, mache ich aber ebenfalls deutlich. Ob ich ein "großer" Dichter bin, möge bitte die Nachwelt entscheiden. Ich merke jedenfalls nichts davon: Keine Verlage stehen bei mir Schlange, keine Lyrik-Groupies vor meiner Türe, die ein Kind von mir wollen, ja nicht mal Fanpost ... ![]() ![]() Ehrlich - ich halte mein Schaffen im Vergleich der wirklich "großen" Namen für bestenfalls durchschnittlich. Außer natürlich, wenn sie "modern" schreiben, reimlos und atavistisch - dann sind sie natürlich nur schwachsinnige Möchtegernwichtige! ![]() ![]() ![]() LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
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Hallöle Thomas,
mein Argument ist kein Argument und sollte auch keines sein, allein aus dem Grund, dass es meine subjektive Empfindung ist ![]() Allgemein glaube ich, dass die großen Dichter meistens ihrem natürlichen Sprachgefühl gefolgt sind. Zumindest kommt es mir bei meinen Lieblingsdichtern so vor. Beste Grüße, Laie
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Schreiben, wie Monet malte. |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Laie,
wie das "die großen Dichter" gehalten haben, das weiß ich nicht. Aber Goethe zum Beispiel, der ein geniales Sprachgefühl hatte, hat sich sehr gründlich mit der Theorie auseinandergesetzt. So war für ihn das Werk "Versuch einer Deutschen Prosodie" von Karl Philipp Moritz (welches meiner Meinung nach heute noch sehr lesenswert ist, bei Amazon für etwa 20 Euro zu haben) die Ermutigung, die Iphigenie in jambische Form umzuarbeiten (nicht nur Lessings Nathan). Also: Wer kein Sprachgefühl hat, wird nie etwas wirklich Gutes schaffen, aber (meiner Meinung nach, und wohl auch Goethes Meinung nach) reicht Sprachgefühl alleine auch nicht aus. Liebe Grüße Thomas P.S.: Das "wie" hat nach dem Komma und am Zeilenanfang Ton, auch wenn dir es nicht so vorkommt.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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#4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
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Hi Thomas,
ok, das glaube ich dir. Goethe war ja in allem Dingen sehr wissenschaftlich in seiner Herangehensweise. Zum "wie": Was genau ist der Grund für diese Betonung? Warum ist sie zwingend? Das würde mich interessieren. Gruß, Laie
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Schreiben, wie Monet malte. |
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