17.10.2011, 18:49 | #11 | |||
asphaltwaldwesen
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servus, stimme.
deinen beitrag hab ich gerne und aufmerksam gelesen. was du darüber erzählst, "wie erziehung "passiert", ist anschaulich und so geschildert, dass jeder sich darin wiedererkennen kann. die, die selbstreflexiver sind mehr, die anderen vielleicht weniger. ein paar besonders "wahre" und wichtige sätze habe ich gerne und bereitwillig an mir hängenbleiben lassen: Zitat:
Zitat:
weiters: Zitat:
schade ist - und ich verstehe deshalb, dass larin das "hetzerei-thema" eingebracht hat - ,dass es so leicht aus dem individuellen einzel-fall-zusammenhang gerissen gleich als dieses "pauschal-thema" wahrgenommen wird. je nachdem, wer sich gerade angegriffen sehen will. ich als mutter, ich als lehrerin (die ja hier ihren eigenen berufsstand nestbeschmutzen würde, wäre meine absicht die hetzerei gewesen)? man sollte das als zeichen sehen, dass sich alle seiten hier unsicher und angegriffen fühlen. weil sie alle ähnlich "schwimmen" und versuchen, das beste zu leisten, das mit den vorhandenen möglichkeiten machbar ist. es haben ja auch eltern heutzutage nicht mehr wirklich die zeit und das soziale netz, um den kindern die menge an zeit und somit automatisch "erziehung" durch vorleben angedeihen zu lassen, wie es eigentlich unsere kinder bräuchten. da werden ja die eltern ähnlich hängengelassen wie die lehrer. letztlich kommt es eben immer wieder mal - da wie dort - vor, dass ein kind in irgendeiner weise im stich gelassen wird. oft unerkannt. diesmal ist es eben meinem kind passiert. der anteil den mein sohn (und somit auch ich als mutter) daran mittrage, dass hier etwas misslungen ist, wird auch gar nicht geleugnet. dennoch: ich möchte sagen können dürfen, dass ich hier enttäuscht war, weil mein kind von seite dieser einen lehrkraft keinerlei unterstützung grade dort erfahren hat, wo er sie am dringendsten gebraucht hätte (worüber sie auch informiert war). stattdessen wurde er dafür auch noch verurteilt und die fehler waren einziges thema. sein versagen, sein anscheinendes nicht-wollen. weil die lehrerin ihrerseits wohl selbst gekränkt war, weil er ihr solche umstände bereitete und nicht so funktionierte wie erwartet ... was menschlich ist, aber genau genommen "unprofessionell". was das mit einem kind anrichtet, dass fühlt, dass es will, aber nicht kann - und gar nicht die handhabe hat zu erkennen, dass es daran gar nicht selbst schuld ist - , will ich hier nicht weiter ausführen. und das "versäumnis" ist ja auch keines, das nicht auch eltern passieren kann. den elternführerschein würde ich nichtmal ablehnen. warum auch? allerdings auch die verbesserung der pädagogischen ausbildung unserer lehrerInnen nicht. immerhin bringt man ihnen das vertrauen als eltern entgegen (und ja meist auch völlig zu recht!), dass das eigene kind dort auch als individuum mit auch noch anderen bedürfnissen als dem des reinen wissenserwerbs wahrgenommen wird. wenn man weiß, wie viel eigeninitiative in form von zeit, geld UND menschlichen ressourcen von seiten der lehrerInnen es bedarf, um unter den heutigen anforderungen der schule an kinder UND lehrkräfte pädagogisch auf "der höhe" zu sein und zu bleiben, finde ich ohnehin, dass das viel zu wenig gelobt wird. (weil DAS ja gar keiner weiß, der nicht selbst in diesem apparat steckt). womit wir zum abschluss zu "hilf mir, es selbst zu tun" zurückkehren. die meisten lehrkräfte haben sich das auch zum obersten ziel ihrer methodenwahl und kommunikation erklärt und arbeiten in diesem sinne ausdauernd und mit bewundernswerter unbeirrbarkeit. es müssen alle zusammenhelfen: eltern UND schule/kindergarten,... bei diesem "hilf mir, es selbst zu tun". ich nehme mich da als mutter definitiv auch selbst an der nase und gestehe: ich hab das ev. nicht ausreichend im auge behalten. obwohl ich grade das bei meinen schülern immer mit guten erfolgen gelebt habe. als mutter hast du nicht dieselbe distanz zu deinem kind wie als lehrerin zu deinen schülern. du handelst oft "befangen" bzw. "ge-fangen in eigenen mustern", die oft greifen, bevor du dir deren bewusst wirst. das thema ist nicht umsonst eins, das viele viele bücher füllt und nie unaktuell wird. herzlichen dank für diesen sehr persönlich gehaltenen, wohltuenden beitrag! lieber gruß, fee Geändert von fee (17.10.2011 um 19:01 Uhr) |
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17.10.2011, 18:55 | #12 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe fee,
bevor ich noch irgend ertwas sagen oder nicht sagen kann, das dazu führt, dass du dich bestürzt, verletzt , angeprangert oder verunsichert fühlst: ich bitte vielmals um entschuldigung dafür, deinen faden für eigene belange missbraucht zu haben. normalerweise tue ich das nicht - sondern lasse meinen persönlichen katzenjammer immer bei mir. nur einmal, habe ich mir gedacht, nur einmal mache ich eine ausnahme..... siehst du, mit gehts da nicht anders als deinem sohn: manchmal läuft bei mir alles wie am schnürchen - und dann wieder bringe ich mir selber unruhe und durcheinander in meine sachen! (meine mutter hat sich dafür aber nie schuldig gefühlt, nachweislich nicht!) ich denke, du könntest einen teil des schuljammers auch beim sohnemann lassen: er wird halt gelegentlich ein kleiner zuselwusel sein! solche habe ich auch in der klasse. habt ihr es schon einmal mit Edu-Kinestetik probiert? Vielleicht hat er an manchen tagen zuviel "strom" im "gestaltgehirn"? (dann ist man konfuser). da gibts ne tolle übung dagegen. mit der "hetze" meinte ich nicht dich, sondern die ewig gleiche blöde presse (zeitungen), die in den meisten fällen aufbauscht oder zerredet, aber selten mal was wirklich kluges sagt. hundert jahre lang höre ich dran vorbei, einmal habe ich den unmut drüber rausgelassen - auch verkehrt..... sei dir gewiss: du stehst bei mir nicht einmal in der nähe eines vagen verdachtes diesbezüglich! und das muss ich jetzt auch endlich mal sagen : ich bedaure es zutiefst, dass die lehrerin deines sohnes keine hilfe zu sein scheint (oder teil des problems ist?) wie unendlich schade! ich denke, du bist eine gute mutter - und "perfekt" kann man einfach nicht sein. nicht als mutter, nicht als lehrerin. ein psychologe gab mir mal den richtigen maßstab dafür, er heißt: hinreichend gut. das kann man erreichen. naja - und dein sohnemann wurstelt halt ein bissel rum in der schule. da wird er nicht der einzige sein. bei meinen eigenen kindern hatte ich auch gewisse hilfestellungen zu leisten. (mobbing abwehren, zusehen, dass sie nicht in ein burn-out geraten, wenn viel termine zusammentrafen, mitstrukturieren wo es unübersichtlich wurde, zuhören, zuhören, zuhören, trösten, beim dampf ablassen helfen, fürs richtige equipment sorgen....) einmal hat mich auch der eigenen sohn drangekriegt und "auflaufen" lassen. (nicht in böser absicht - nur, weil es wohl so furchtbar fein ist, beachtung zu kriegen). so ein schlitzohr! das leben ist kein langer, ruhiger fluss. wir schwanken alle, machen fehler und lernen. just relax to take it easy! (und das schreib ich mir jetzt auch gleich mal wieder selber hinter die löffel! ) liebe grüße (ich halte jetzt meine klappe) larin |
18.10.2011, 00:25 | #13 | |
Slawische Seele
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Liebe fee,
das "Credo" darf nicht aussterben und wird es auch nicht. Du hast ein sehr großes Thema angesprochen und verdichtet - die Kommentare machen es deutlich. Ich kopiere es für mich 'rein, um es vor Augen zu haben. Zitat:
Ein emotionales Gedicht pro Kind aus zwei Sichtebenen: Eltern - Gesellschaft (speziell Schule). Ich bin total aufgewühlt, weil sich in mir "Wut" und "Gelassenheit" mischen. Dein Anliegen kann ich nur zu gut verstehen und sehe darin einen fast verzweifelten Hilferuf. Zum ersten Mal durchleben wir Jahrzehnte ohne Krieg und ohne wirkliche Not. (Ich werte Arbeitslosigkeit und Hartz IV im Vergleich zu anderen Ländern noch nicht als "die Leidensnot". Schaut man über das eigene Land hinaus oder hat gar anderes erlebt, müsste es überzeugen.) So sehr mich die Realitäten betroffen machen, denn auch ich bin ein Jahrgang, wo es nur bergauf ging, stolpere ich darüber, dass es nie genug war. Nie gab es Zeiten, wo man mit der Welt zufrieden gewesen ist. In jeder Zeit ging es darum, dass die Kinder es besser haben sollten. Jede Mutter, jeder Vater und zugleich die Schulen richteten sich auf bessere Zeiten für die Kinder ein und taten alles dafür - vielleicht manchmal zu viel des Guten. Jedes Kind darf und muss zur Schule gehen. Jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit. Eigentlich eine gute und nicht immer gegebene Selbstverständlichkeit. Die Perspektiven verunsichern Eltern und Lehrkräfte. Nicht einmal die "Besten" können sich auf eine "angenehme Zukunft" verlassen. Das geht schon in der Grundschule los. Wir streben über das Eigentliche hinaus und bermerken es erst, wenn unsere Kinder entgegengesetzt reagieren. Lieben wir wirklich bedingungslos, wenn wir zugleich das Höchstmögliche abfordern - von den Kindern und von uns selbst? Alles geben - ja - doch darin auch beiderseitige Grenzen erkennen, ist genau so wichtig, wie das Streben selbst. Jedem Kind die eigene Mitte zu überlassen und es dafür zu lieben (Eltern) und zu schätzen (Schule, Gesellschaft) - wäre ideal. Gab es je eine Zeit, auf die wir uns berufen können? Nein, es ging entweder ums Überleben und wenn es gut ging, um Übertreiben. Als wären wir nur für Nöte geschaffen. Dein Gedicht beruft sich auf Zuwendung und Hilfestellung und entspricht ganz und gar meinem Ansinnen. Elternliebe ist und bleibt ein Fundament. Ohne diese kann die beste Lehrkraft (Schule) nichts ausrichten. Geht etwas falsch, dann ist das Leben - das müssten wir alle zu genau wissen. Wir können unsere Kinder nicht davor schützen - aber sie auffangen ist uns gegeben. Darüber könnte man unendlich diskutieren und ich hätte noch viel mehr zu sagen. Vielleicht ergibt sich noch mehr. Auf jeden Fall ein wichtiges Thema, das du einfühlsam verdichtet hast. Es ist nur zu groß für eine "schnelle Lösung". Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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18.10.2011, 09:42 | #14 | |||
asphaltwaldwesen
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puh, liebe larin,
was bin ich froh, das zu lesen: Zitat:
ich habs also nicht übel genommen. war eher bestürzt, denn ich wollte dir nicht derart schlechte gefühle bereiten (die kenn ich ja zu gut als lehrerin). oh, wie wahr auch das hier: Zitat:
ich denke, - und das ist der trost bei der sache - unsere kinder haben durchaus gewitzte strategien, auch in zeiten mit stress oder unannehmlichkeiten noch etwas für sich herauszuholen, das sie da ein wenig leichter drüberbringt. klar ist es fein, wenn man einen weg findet, trotz - oder gar gerade wegen der eigenen macken - beachtung zu finden. über die lehrerin will ich gar nicht länger mäkeln. mich tröstet ein wenig, dass wohl ein großer teil der klasse inzwischen so im unterricht und mit der arbeitsfülle überfordert ist, dass deren eltern ihnen die hausübungen schreiben (was die gute mit einer allgemeinen zu unterzeichnenden mitteilung im mitteilungsheft für sich "gelöst" hat) (- so, jetzt hab ich doch gemäkelt. anscheinend muss das doch mal raus. sorry.) ich gehe also davon aus, dass mein sohn nicht allein-auslöser für seinen schulstress ist, wenn auch durch sein auffälliges (legastheniker- und inzwischen vermeidungs-) verhalten die ursache. ein verhalten, das mit entsprechendem halt und wohlwollen von seiten der lehrerin weitestgehend vermeidbar wäre. das zumindest behaupte ich mal aus der erfahrung meiner eigenen dienstjahre heraus. die mobbing-hilfe, der schutz vor burn-out, vor ständigem überforderungsgefühl - all das kann ich daheim ein wenig auffangen. doch ich bin nun mal nicht die, die in der schule dabei ist, wo "stattfindet", was sich inzwischen nur noch im kreise dreht. die zwei tun sich nicht gut. also hab ich dafür gesorgt, dass (eigentlich) beide entlastet werden. die kränkungen hab ich auf beiden seiten wahrgenommen. allerdings braucht ein erwachsener m.E. eben keine hilfe mehr. ein kind sehr wohl. inzwischen hat er eine neue klasse und schule gefunden, in der er sich auf anhieb so wohl gefühlt hat, dass ich ihn nicht wiedererkenne. da scheint eine doch größere last abgefallen zu sein, als selbst ich vermutet hatte (und ich fand, es war nötig, keinen tag länger zu warten). es wird also alles gut. @liebe dana du schreibst: Zitat:
die hetze, die wir uns selbst auferlegen durch unseren leistungs- und fortschrittsglauben, macht uns müde, lässt uns wünschen, dass "es" möglichst rasch vorbei geht, wenn's doch mal weniger schön läuft. verharren ist kein konzept mehr. kein verweilen und nachspüren. schon gar nicht bei unangenehmen dingen, wo es spürbar hakt. das leben wir uns selbst und unseren kindern vor. in diesem sog ziehen wir unsere kinder groß, in diesem sog sollen sie standfeste, selbstständige menschen werden. wie standfest sind eigentlich wir erwachsenen? oh ja - das thema ist ein unendliches. allerdings. danke für eure spannenden, aufmerksamen und dichten kommentare! und für die diskussion. lieber gruß, fee |
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18.10.2011, 10:45 | #15 |
ADäquat
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