Seltsam

[Narvik]

Hallo Erich Kykal,

ich beziehe mich auf deine Antwort an Chavali weiter oben:

Inhaltlich geht es um das Selbstbild, das sich die Menschen stricken. Wie man zum Leben und zur Welt stehen will, ist letztlich ja jedermanns bewusste freie Entscheidung (möchte man meinen...) - umso unverständlicher, wie sich ach so viele aufgrund von Ängsten, Hemmungen, Traumata und Neurosen ihr Leben zur höchsteigenen Hölle machen!

Ich finde das sehr überheblich, denn so einfach kann man sich das nicht machen. Viele Menschen sind einfach krank und haben keinerlei Möglichkeiten, ihrem Dilemma aus eigener Kraft zu entkommen. Du stellst es hier dar, als sei es ihre eigene, bewusste und freie Entscheidung.
Das ist in den meisten Fällen mitnichten so. Vielen Menschen wird ihr Leben z. B. wegen der sexuellen Ausrichtung zur Hölle gemacht. Daraus entstehen dann Ängste, Hemmungen, Traumata und Neurosen.

Verzicht, Isolation, Spinnerei, Verfolgungswahn usw... - sie suhlen sich in ihrem Selbstmitleid und werfen mit Schuldzuweisungen um sich, dabei bedürfte es meist nur einer simplen Verschiebung des eigenen Blickpunkts auf sich selbst und die Dinge, um Erlösung und inneren Frieden zu finden! Aber sie beharren darauf, richtig zu liegen, misstrauen lieber und warten lebenslänglich auf eine Anerkennung ihres "selbstlosen Leidens", ein Dankeschön für ihren "heroischen Verzicht"!

Entschuldigung, aber das halte ich schlichtweg für Unsinn. Es mag solche Menschen geben, aber sie sind in der Minderzahl. Die meisten leiden tatsächlich unter ihrer Situation, doch besitzen sie, wie ich weiter oben schon schrieb, nicht die Kraft, aus eigenem Antrieb ihrer Situation zu entfliehen, obwohl sie das gerne möchten.

Am Ausbleiben der Aufmerksamkeit der "undankbaren Welt" verbittern sie letztendlich, werden Unkenrufer, Zyniker, Verschwörungstheoretiker, Selbstmörder oder Amokläufer.

Wenn das so wäre, dann bestünde diese Welt nur noch aus solchen Menschen.

Sowas passiert gern narzisstischen Naturen, selbstgefälligen Besserwissern und allen, die der eigenen Hybris mehr vertrauen als dem gesunden Menschenverstand.

Nein, das passiert vor allem schwerst kranken Menschen. Und wenn du das, was du hier aussagst, als gesunden Menschenverstand bezeichnest, dann habe ich keinen.

Warum ich das so gut verstehe? Als junger Mensch war ich geraume Zeit selbst in unmittelbarer Gefahr, diesen Weg zu beschreiten!!!

Ich habe jahrzehntelang mit solch betroffenen Menschen gearbeitet und weiß, dass die Realität völlig anders aussieht. Deshalb konnte ich das auch hier nicht so stehen lassen. Du machst nämlich den großen Fehler, aus einer Selbstbeobachtung auf die Allgemeinheit zu schließen.
Dieses Mal kann ich dir also nicht zustimmen, ganz im Gegenteil, frage ich, wie du als nüchterner Realist und wissenschaftlich orientierter Mensch solch unhaltbare Kategorien aufstellen kannst? Das nützt weder den Betroffenen noch den anderen und trägt höchtens dazu bei, Vorurteile zu schüren. Und das kann doch nicht dein Anliegen sein.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

[Sidgrani]

Hei eKy,

wo bleibt die dichterische Freiheit, der Mut, Neues auszuprobieren, wenn wir uns immer nur strikt an (antike) Regeln halten? Eine Abweichung vom Althergebrachten und das Kombinieren von verschiedenen Gedichtsformen ist doch eine schöpferische Tat.

Ohne deine Kommentare zu bewerten, das hat Narvik gerade getan, sehe ich dein Gedicht aus der Sicht des LI, das nur für sich spricht und uns an seinen destruktiven Gedanken teilhaben lässt. Und so gefällt mir dein Gedicht gut.

Lieben Gruß
Sid

[Erich Kykal]

Hi, Narvik!

Du nimmst an, ich wollte mit meinen Zeilen eine bestimmte (seelisch kranke) Minderheit diskreditieren, aber ich richtete meinen Text ganz allgemein "an die Menschen", die nun mal so sind, dass sie oft nicht das Gute oder Schöne in den Vordergrund ihrer Betrachtung stellen, sondern lieber sauertöpfisch über alles schimpfen, was ihnen grade quersteht.
Dabei bin ich ganz von eigener Lebenserfahrung ausgegangen (Die Aussage, ich wäre nur in meiner Jugend "in Gefahr" gewesen, diesen Weg zu beschreiten, war eine Schutzbehauptung - ich bin bis heute genau so, wie das Gedicht beschreibt!) und habe nach den Maßgaben langjähriger Beobachtungen auf den Rest der Menschheit extrapoliert.
Depressive zu verhöhnen lag mir jedenfalls fern.
In meinen Kommentaren ging ich immer von der eigenen Person aus, wollte das aber niemanden merken lassen - ein Fehler, denn nun wirkt es so, als hätte ich für seelisch Leidende nur Verachtung übrig. Zumindest hast du das in dieser Richtung so interpretiert, und ich kann dir das nicht vorwerfen.
Für diese Missverständlichkeit entschuldige ich mich natürlich.

Hi, Sid!

Danke für deine versöhnlichen Gedanken!


LG, eKy

[Narvik]

Hallo Erich Kykal,

ich habe deine Antwort gelesen und es ist gut so.
Dein Gedicht und der Kommentar ließen mich tatsächlich in diese Richtung denken.
Da ich eine Zeitlang hier gesundheitsbedingt nicht anwesend sein kann, wollte ich dir das vorher gerne noch mitteilen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

[Erich Kykal]

Hi, Narvik!

Ich hoffe, es ist nichts Ernstes - jedenfalls alles Gute und Toi-toi-toi!

LG, eKy

[Sidgrani]

Hei Narvik,

ich wünsche dir eine gute Genesung und hoffe, dich hier bald wieder begrüßen zu können.

Alles Gute und liebe Grüße
Sid