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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 03.07.2014, 18:24   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ich habe jetzt alle 22 Sonette in einem Rutsch gelesen und bin völlig erschlagen davon.

Was soll ich sagen, das muss ich erst einmal sacken lassen, denn momentan fühle ich mich außerstande, hier etwas Spezielles zu schreiben, denn jeder einzelne Text hätte eine Besprechung verdient.
Da du es aber als Gesamtwerk eingestellt hast, möchtest du das ja auch sicherlich so verstanden wissen.

Also werde ich auf jeden Fall zurück kommen und speziellere Kommentare hinterlassen.

Ich wollte dir vorläufig nur mal ein erstes Feedback geben und dir mitteilen, dass ich das für eine beachtliche Leistung halte, auch wenn du in der Geschwindigkeit mit Rilke nicht mithalten konntest.


Gerne, und nicht zum letzten Mal, gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 03.07.2014, 19:01   #2
Chavali
ADäquat
 
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Meine Güte, ERICH

was für ein Werk!

Mir geht es wie Faldi, ich las und las und tauchte ein und kaum wieder auf....
Es ist ganz unmöglich, sich diesem Sog zu entziehen.
Großartig! Gigantisch!

Zweiundzwanzig Sonette über die sieben Todsünden.
Ich habe sie schon anderweitig verdichtet gesehen, das war Pillepalle gegen diese wortgewaltigen Strophen!

Einzelheiten zu erkennen und zu besprechen bin ich nicht in der Lage im Moment

Mit Sicherheit komme ich noch einmal darauf zurück.

Bis dahin lieben Gruß,
Chavali

P.S.

Ich wunderte mich schon, wo du bleibst hier...jetzt ist alles klar
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Alt 03.07.2014, 20:52   #3
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Ich hätte es schon schneller schaffen können, aber ich dichte nur, wenn es mir auch Freude macht, und da müssen so einige Begleitfaktoren stimmen. Das tut einfach der lyrischen Qualität gut.

Aber du hast Recht - so schnell wie Rilke könnt' ich's nicht: Nach 2 oder 3 Sonetten am Stück ermüdet mein lyrisches Organ und es beginnt im Kopf zu knirschen. Mein höchstes Gedichteniveau kann ich nicht länger als ca. eine Stunde lang halten, dann fühle ich mich zunehmend zerebral ausgelaugt.

Gesamtwerk hin oder her - du bist (wie alle) durchaus herzlich eingeladen, zu JEDEM Sonett einen Kommi zu hinterlassen!!


Hi, Chavi!

Der "pillepalle"-Vergleich schmeichelt mir! Der Überraschungseffekt wundert mich, hatte ich doch in einigen Kommis der letzten Wochen geschrieben, woran ich grade bastelte. Bist wohl über keinen davon gestolpert.


Seid beide herzlich bedankt für eure so frenetisch beschriebenen Ersteindrücke!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 03.07.2014, 21:57   #4
Dana
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Lieber eKy,

ich weiß gar nicht wie und wo ich anfangen soll.
Habe wirklich zwei Mal gelesen, jedes Sonett ob seiner Dichtkunst genossen und die Inhalte fast inhaliert. Bei den meisten liefen Bilder eines bestimmten "Menschentypus" ab, den man kennt, den man erlebt hat - aber ebenso jene, die eben so sind, weil sie so sind. (Ohne jeden "Zeigefinger" - ein Menschentypus bin ich selbst - nur habe ich mich in keinem erkannt.)
Vorraging begeistert jedoch einzig die Lyrik in ihrer Realität. Das Festhalten an "vertrauten" Personen mag ganz persönlich bleiben.

Das Wort "Todsünde" berührt auf ganz eigene Art.
Sünde = das eingebläute Böse? Es ist böse und allgegenwärtig, so vertraut, seit Ewigkeiten dazugehörig - doch ist es wirklich böse? Böse ob der Sünde - oder böse ob der Gemeinschaft, die durch Erkennen besser, anders bestehen könnte? Dafür bedarf es keiner Religion. Die Eigenschaften sind gegeben. Diese zu erkennen und gemeinschaftlich als nicht lebenswert durch Erfahrung zu "zügeln" könnte, sollte, müsste jede verdummende, strafende Religion ersetzen.
Schaut man in die Welt hinein - bleiben jene Eigenschaften noch lange Todsünden, für die im Namen von Göttern gemordet, gezügelt, gedemütigt wird, um Schafsherden zu bilden.
Das "Allerschlimmste" ist, dass die menschlichen Eigenschaften von eben jenen Betroffenen ge- und benutzt werden, um selbst noch daraus Profit zu schlagen. Todsünden sind ein bewährtes und einbringendes Kapital.

Ich kehre um:

Zitat:
Zitat von Dana
ich weiß gar nicht wie und wo ich anfangen soll.
Ich weiß es und kann es nicht übersetzen.

Ich kann die Sonette bewundern, anerkennen. Ich kann zustimmen - doch die Gedanken bewegen sich ins Unendliche und ersehnen ein Endliches.

eKy, das ist groß und großartig. Ich werde immer wieder lesen und hier und da kopieren und einfügen, um in deinem Namen zu reflektieren, ohne dich zum Gott zu machen. Du willst keiner sein, das weiß man. Du bist ein Dichter, ein Denker - ein göttlicher.

Ich weiß, dass ich verstanden wurde - von dir und von allen Lesern.

Danke für einen totalen lyrischen Genuss und für ein besonderes Verstehen.

Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 04.07.2014, 09:41   #5
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Erst mal vielen herzlichen Dank für so ein gewaltiges Lob!

Auf deine Frage nach dem Bösen möchte ich mit einem Buschzitat aus "Die fromme Helene" antworten:

"Das Gute - dieser Satz steht fest -
ist stets das Böse, das man lässt."

Ohne die Ritualisierung und Verbrämung durch Religiöses könnte man unter "Sünde" einfach jede Form von asozialem Verhalten subsummieren. Alles, was der Gemeinschaft oder deren Einzelpersonen Schaden zufügt, darf als Sünde gelten - dafür braucht es keinen Gott.

Ob wir "sündigen" im Sinne dieser Gemeinschaft, ist immer eine bewusste Entscheidung, zumindest nach dem ersten Mal, wenn wir die Konsequenzen unseres Tuns gelernt haben.

So unverdächtig simpel also Busch's Zeilen auch daherzukommen scheinen, in ihnen gründet sich eine tiefe Weisheit, lapidar, fast schnippisch auf den Punkt gebracht, so wie er es meisterlich beherrschte.

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (04.05.2018 um 23:34 Uhr)
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Alt 20.07.2014, 12:01   #6
Chavali
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Hi Erich,

bin nochmal da

Mir hatte keine Ruhe gelassen, dass du diese Unterformen mit verdichtet hast.
Deshalb habe ich bei Wikipedia gesucht und den

Bilderzyklus von Andreas Noßmann (bei Google suchen)

gefunden.



Von daher ist dein Gesamtwerk über die 7 Todsünden (die Laster der Menschheit)
noch höher einzuschätzen!




Gern nochmals mit beschäftigt!


Lieben Gruß,
Chavali





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Alt 20.07.2014, 13:47   #7
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Ich habe mir diese Noßmann-Bilder angeschaut - ein guter Zeichner! Ich kannte sie bislang nicht, nur die spätmittelalterlichen Darstellungen. Die Unterformen, wie du es bezeichnest, habe ich bei Wikipedia gefunden. Diese mit "Saligia" zusammengefasste Aufschlüsselung mit zugeeigneten Höllenfürsten gab mir endlich einen weitgefassten Rahmen für die Fügung in Sonettform.

Manches mehr an Begriffen hat der Noßmann
gefunden, aber es gibt viele Überschneidungen und Gleichaussagen. ZB "Eigennutz" und "Selbstsucht" oder "Trübsinn" und "Melancholie", "Gefräßigkeit" und "Völlerei", usw...
Ich habe versucht, die wesentlichen Eigenschaften je nur einmal herauszukristallisieren.

Vielen Dank für den Tipp!

LG, eKy
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Geändert von Chavali (26.07.2014 um 12:57 Uhr)
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Alt 26.07.2014, 13:02   #8
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Servus Erich,

den Link habe ich mal entfernt, weil nur Wiki und im Musikfaden Yt verlinkt werden dürfen

Deswegen hatte ich auch in meinem Post nur den Hinweis: bei Google suchen gegeben


Noch eine Empfehlung für alle Leser:

Dieses Gesamtwerk ist eines der beeindruckendstes Werke zumindest in diesem Forum.
Es lohnt sich also zu lesen und darüber nachzudenken


LG Chavali
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Alt 02.08.2014, 16:36   #9
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HI, Chavi!

Ist schon okay, war nicht so wichtig.

Danke für die tolle Empfehlung!

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Alt 04.09.2014, 21:43   #10
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Hi Erich,

ich hatte dir unlängst versprochen, auf deine Todsünden im Einzelnen zurück zu kommen

Heute nehme ich mir den Hochmut vor:

Zitat:
Hochmut

Die Tür geht auf und du betrittst die Szene,
bist Lichtgestalt, die ihren Kult begründet,
ein Strom der Macht, der in die Menge mündet
und schüttelst weise deine Künstlermähne.

Du zelebrierst das ganz und gar Mondäne,
erträgst die aufgescheuchten Fotografen,
denn wie das größte neue Schiff im Hafen
erhellt dein Glanz die dämmernde Domäne.

Du weißt, es ist schon immer so gewesen:
Man ist erpicht, sich mit dir auszutauschen,
an deiner Gegenwart sich zu berauschen.

Was sind die Menschen schon vor deinem Wesen
als Buckelnde, die deiner Weisheit lauschen!
Wie leichthin kannst du doch in ihnen lesen.

Am besten gefällt mir hier der Einstieg, die erste Strophe, in der man den Hochmut am intensivsten spürt,
und die ersten beiden Zeilen der zweiten Terzetts.

Für den Protagonisten ist nichts so wichtig wie er selbst und dementsprechend fühlt er sich als Nabel der Welt.
Seine Arroganz zeigt sich im Umgang mit anderen Menschen, die er von oben herab behandelt.
Mir scheint aber, dass so ein Verhalten in vielen Fällen auch noch hofiert wird!

Sehr gut gelungen!

LG Chavali


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