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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 03.06.2015, 20:13   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Kalte Liebe



Kalte Liebe


O Herr, bevor ihr Beutetrieb mich infiltrierte,
war ich ein junger Spund und dachte mir noch ganz naiv,
ich könne jene Geister ändern, die ich sehnlichst rief,
was hoffnungsfroh mich für die Zukunft motivierte.

Wie sehr ich auch, o Herr, nach ihrer Nähe gierte,
was ich auch immer tat, ich spürte, alles läuft nur schief,
wenn sie mit leerem Lächeln mir am Ende destruktiv
die Rechnung ihres kalten Herzens präsentierte.

Du hattest wohl, o Herr, an dieser Sache mächtig Spaß,
denn sie ließ mit Behagen mich zwar ihre Schuhe,
doch niemals das, was ich so wollte, lecken, dieses Aas.

Vergib ihr, Herr, und schenke ihr die Seelenruhe;
sie liegt mit meiner Liebe wie in einem Block aus Glas
bei minus fünfzig Grad jetzt in der Tiefkühltruhe.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 03.06.2015, 21:24   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard

Hi, Faldi!

Das ist ja heftig!

Allerdings scheinst du dich nicht für eine bestimmte Heberzahl pro Zeile entschieden haben zu können!

So schaut's aus: 6776 6776 667 676

Sind die Quartette noch regelmäßig abweichend, so präsentieren sich die Terzette inkonsequent. Interessanterweise stört das den sprachlichen Rhythmus nicht - der Duktus bleibt flüssig.

Auch die Kadenzen wechseln: wmmw wmmw mwm wmw

Sind die Quartette gleich gestrickt, so zeigen sich die Terzette gespiegelt. Auch hier aber liest es sich nicht störend.

Das führt mich zu der Frage: sind all diese Abweichungen bewusst gesetzt - oder ergab sich das einfach beim Schreiben frei nach Schnauze?

Peanuts:

O Herr, bevor ihr Beutetrieb mich infiltrierte,
war ich ein junger Spund und dachte mir noch ganz naiv,
ich könne jene Geister ändern, die ich sehnlichst rief, Wäre "könnte" nicht besser?
was hoffnungsfroh mich für die Zukunft motivierte.

Wie sehr ich auch, o Herr, nach ihrer Nähe gierte,
was ich auch immer tat, ich spürte, alles läuft nur schief, Flüssiger: "was immer ich auch tat"
wenn sie mit leerem Lächeln mir am Ende destruktiv
die Rechnung ihres kalten Herzens präsentierte.

Du hattest wohl, o Herr, an dieser Sache mächtig Spaß,
denn sie ließ mit Behagen mich zwar ihre Schuhe,
doch niemals das, was ich so wollte, lecken, dieses Aas. Kein Komma nach "wollte".

Vergib ihr, Herr, und schenke ihr die Seelenruhe;
sie liegt mit meiner Liebe wie in einem Block aus Glas
bei minus fünfzig Grad jetzt in der Tiefkühltruhe.


Eine gleichhebige und gleich kadenzierte Version anzubieten erspare ich mir. Zum einen denke ich, dass du das selber schafftest, zum anderen halte ich ein beabsichtigtes Abweichen der Heber und Kadenzen für wahrscheinlicher.

Interessant die ständige Anrufung Gottes durch das LyrIch - ich möchte ja nicht sagen, dass man tiefreligiös sein muss, um irgendwann vor Verklemmung Amok zu laufen - aber ich bin sicher, es hilft! (Kicher!)

Sehr gern gelesen! Was sagt Dana dazu???

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (04.06.2015 um 15:10 Uhr)
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Alt 04.06.2015, 10:36   #3
plotzn
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Beiträge: 1.044
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Servus Falderwald,

Was für ein Ende! So kann eine kalte Liebe noch kälter werden...

Nicht nur der Herr sondern auch ich hatte mächtig Spaß!

Nur die Freude auf ein Eis an diesem schönen Sommertag hast Du mir gründlich verdorben.

Liebe Grüße, Stefan
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Alt 04.06.2015, 19:00   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

tja, so etwas kann manchmal übel ausgehen...

Allerdings habe ich eine ganz klar strukturierte Heberzahl pro Zeile verwendet, du hast dich leider an der markierten Stelle verzählt:

6776 6776 767 676

"Du hattest wohl, o Herr, an dieser Sache mächtig Spaß"
xXxXxXxXxXxXxX (7)

Alle Zeilen mit männlichen Kadenzen sind 7-Heber und alle weiblichen sind 6-Heber, das habe ich ganz bewusst so gewählt.
Es fällt deshalb nicht so ins Gewicht, weil bei wechselnden Kadenzen sowieso immer eine Zeile eine Silbe mehr besitzt.
Im reinen 5-,6- oder 7-Heber sind das die weiblichen, wenn es die männlichen sein sollen, musst du zwei Silben hinzufügen, die im Jambus dann eine ganze Hebung ausmachen.

Die Spiegelung in den Terzetten ergibt sich ja bei insgesamt sechs Zeilen im Kreuzreim ganz von selbst a-b-a-b-a-b (a-b-a --- b-a-b).
Ich denke damit ist auch die Frage beantwortet, es gibt eigentlich keine Abweichungen, sondern ein streng strukturiertes und regelmäßiges Schema (s.o.), was nicht willkürlich entstanden ist.

Bei dem von mir verwendeten Konjunktiv 1 in S1/Z3 hattest du mich anfangs verunsichert.
Also habe ich recherchiert und diese Seite (klick mich -->) gefunden, aus der ich jetzt mal das Wichtigste zitiere:

Zitat:
Der Konjunktiv I wird in der indirekten Rede verwendet. In der indirekten Rede gibt ein Sprecher eine Äußerung eines anderen Sprechers wieder, ohne sie wörtlich zu wiederholen.
Zitat:
Satzeinleitende Verben und Nomen.

Damit Zuhörende erkennen, dass eine Äußerung indirekt wiedergegeben wird, muss die indirekte Rede durch ein Verb des Sagens / Fragens / Denkens oder durch ein entsprechendes Nomen eingeleitet werden.

Verben, die eine indirekte Rede einleiten:
antworten, äußern, behaupten, berichten, denken, erklären, fragen, glauben, meinen, sagen etc.
Zitat:
Die 1. Person Singular " ich " ist im Konjunktiv I mit dem Indikativ übereinstimmend, sodass kein Unterschied zwischen diesen beiden Formen zu erkennen ist. Deshalb werden in der indirekten Rede die Ersatzformen des Konjunktiv II benutzt, damit erkennbar ist, dass es sich um eine indirekte Rede handelt. Ausnahmen bilden nur die Modalverben und das Verb "sein".
So hättest du im Prinzip recht, doch "können" ist eindeutig ein Modalverb (siehe hier --> klick mich) und wenn du dir die Seite einmal kurz anschaust, wirst du das auch dort bestätigt finden.
Man sagt ja auch: "Ich dachte, ich sei in Sicherheit" und nicht: "Ich dachte, ich wäre in Sicherheit".
Ich fand den Konjunktiv 1 auch sprachlich eleganter...

Mit der Aussage, im ersten Terzett sei ein Komma an der angemerkten Stelle zu viel, hadere ich etwas, bist du ganz sicher?

Ich meine, da ist ein eingeschobener Nebensatz, der durch Kommas abgegrenzt werden muss.
Eine Umformulierung würde so aussehen:

"denn sie ließ mit Behagen mich zwar ihre Schuhe, doch niemals das lecken, was ich so wollte..."

was ich wollte (Akkusativ-Objekt, Subjekt und Verb)

Also ich denke, das gehört dahin.


Ich vermute, der Protagonist hat ein schlechtes Gewissen und da dir als gläubiger Christ alle Sünden vergeben werden, war ihm das wohl ein Gebet wert.

Zitat:
Was sagt Dana dazu???
Dana wollte sie wieder auftauen, aber ich konnte sie davon überzeugen, dass unsere Mikrowelle dafür nicht groß genug sei...


Vielen Dank für die Auseinandersetzung mit meinem Text...


Moin plotzn,

ja, diese Liebe ist jetzt sprichwörtlich unter dem Gefrierpunkt...

Ich freue mich, dass ich dem Herrn und dir ein wenig Spaß bereiten konnte.

Die Angelegenheit mit dem Sommertagseis tut mir aufrichtig leid. Aber bei einem gekauften Eis, kannst du sowieso nicht wissen, was da alles drin ist.
Ist vielleicht auch besser so, denn das geht uns gar nix an...

Vielen Dank für die humorvolle Rückmeldung...


Ich bedanke mich für eure Kommentare...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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