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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 31.08.2015, 13:18   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Hitzewelle, Ende August

Die Fernen flimmern über heißen Steinen,
die Gräser sind zu dürrem Braun verschmachtet,
und selbst das Schwarz, das diese Glut umnachtet,
ist ausgetrocknet und kann nicht mehr weinen.

Die Tage torkeln auf verstaubten Beinen
die Zeit entlang, die keines Lebens achtet,
und Seelen, euch, die ihr gefeit euch dachtet,
will keine Stunde mehr erträglich scheinen.

Die Blätter welken und zu viele fallen,
als wohnte schon ein kleiner Tod in allen
und wiese schon gen Herbst das letzte Zeichen.

Und kein Verheißen mag das Bild erreichen,
verheert, gezeichnet wie von grellen Krallen,
bis nur noch Knochen in der Sonne bleichen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (23.03.2019 um 11:01 Uhr)
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Alt 31.08.2015, 20:48   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Servus Erich,

das ist ja fast ein Wüstensonett geworden, wenn man am Ende zu den ausgebleichten Knochen gelangt.

Ich habe das verfolgt (Wien), in Österreich herrscht seit Wochen schon eine durchgängige Hitzeperiode.
Die nächtliche Wärme macht das alles noch viel unerträglicher, vor allem, wenn auch dann kein Regen fällt, so wie in der ersten Strophe beschrieben.

Bei uns war es auch nicht wirklich kalt und heute hatten wir ebenfalls einen sehr heißen Tag, doch das ist ab morgen schon wieder vorbei.

Schön auch das Bild der fallenden und welken Blätter, das habe ich auch jüngst beobachtet und mich gefragt, ob dies nicht schon die ersten Herbstzeichen sind.

Zur letzten Strophe kann ich nur sagen, das ist Mitte der Woche vorbei und ich hoffe, dass die grellen Krallen bis dahin den Bewohnern des Mühlviertels und dem restlichen Österreich nicht das Fleisch von den Knochen getrocknet und letztere gebleicht haben (vertrocknete Wiener Würstchen ).

Ich komme mit dem Text gut klar, einzig den Genitiv in der zweiten Zeile des zweiten Quartetts "die Zeit..., die keines Lebens achtet" bekomme ich nicht so richtig auf die Reihe.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 01.09.2015, 00:04   #3
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Weinen der Nacht = Regen - das hast du trefflich erkannt.

Der dich störende Genitiv ist eine ältere Form, jedoch unleugbar korrekt.

Vielen Dank für die Beschäftigung damit und das freundliche Urteil!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 02.09.2015, 09:43   #4
Agneta
Gast
 
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ein wundervoll metaphorisches Sonett, lieber Erich, das beschreibt, was ich ebenfalls in diesem Horrorsommer empfunden habe. Es war nicht die beschwingte Sonne, die heitere Stunden verspricht, sondern hatte Tod im Gepäck. Dürre, sterbende Tiere, auch alte Menschen hatten zu kämpfen. Gekonnt und wortgewandt geschrieben. Respekt. Sowas findet man selten im netz.
LG von Agneta

Geändert von Agneta (02.09.2015 um 09:44 Uhr) Grund: vertippt
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Alt 13.12.2016, 19:32   #5
Erich Kykal
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Hi Agneta!

Sorry, hab das damals wohl nicht mehr registriert! Danke für den Zuspruch - besser spät als nie!

LG, eKy
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Alt 13.12.2016, 20:03   #6
Angelika
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Erich, mich bezaubert immer wieder dein Bierernst.

Angelika
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Alt 13.12.2016, 23:20   #7
Erich Kykal
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Hi Angelika!

In punkto "Bierernst" - leider ist mir unklar, worauf du diese Mutmaßung beziehst.

LG, eKy
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Alt 14.12.2016, 06:45   #8
Angelika
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Lieber Erich, das musst du doch selber sehen - du gehst aus dem Hitzegedicht eines Sommers mit "Knochen, die in der Sonne bleichen" raus. Das ist einfach zu stark. Oder siehst du das nicht so?

Angelika
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Alt 14.12.2016, 16:03   #9
Erich Kykal
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Hi Angelika!

Um mörderische Wüstenhitze zu verdeutlichen, finde ich kaum ein Bild zu übertrieben. Der Leser soll quasi mitschwitzen!

Zudem bleibt es ja Auslegungssache: Der eine Leser nimmt es, wie es da steht, ein anderer murmaßt vielleicht das verbale Augenzwinkern einer satirischen Überzeichnung.

Bier und Ernst haben übrigens wenig miteinander zu tun, zumindest von der bereits angeheiterten Konsumentenseite aus betrachtet. Noch so ein leicht misszuverstehender Terminus ...

LG, eKy
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