12.02.2013, 10:22 | #1 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Das Geheimnis
Auf welche Weise kann die Poesie
gleich Herz wie Hirn im Innersten erreichen? Was lässt den harten Kern in uns erweichen, macht Feuer uns im Herd der Fantasie? Wie webt man große Zeilen ohnegleichen, die uns zu dem erheben, was wir nie in uns erreichten, da allein nur sie die Sturmflut sind an unsern Seelendeichen? Und wenn sie brechen, kann ein solches Fluten dem schönen Klang allein geschuldet sein? Die Lauscher weben ihr Gefühl darein, nicht ahnend um ihr inneres Verbluten. Das große Wort nicht macht die Leser klein, doch eigner Wert, den sie darin vermuten.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (22.08.2019 um 14:48 Uhr) |
12.02.2013, 20:17 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Erich,
leider verstehe ich den Schluss nicht, weshalb meine Anmerkungen völlig daneben liegen können. Ich versuche es trotzdem. In der Zweiten Strophe verstehe ich nicht ganz, was du meinst, wenn du sagst: "Zeilen uns zu dem erheben, was wir nie in uns erreichten". Meinst du was wir in der Vergangenheit nicht erreicht haben, oder was wir ohne die Zeilen nie erreichen würden? Das Bild des brechenden Deiches finde ich ausgesprochen schön! Leider beißt es sich ein wenig mit dem folgenden Bild des Verblutens. Ich würde lieber im Wasser bleiben, z.B. Ebbe und Flut. Die letzten beiden Zeilen verstehe ich einfach nicht. Eigentlich erwarte ich einen Bezug auf den schönen Klang in der letzten Frage, aber das große Wort ist etwas anderes. Es macht nicht klein, aber wieso die Vermutung über den Wert seines Inhalts? Vielleicht kannst du mir auf die Sprünge helfen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
12.02.2013, 21:20 | #3 | |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Thomas!
Zitat:
Das Sonett entstand aus Anlass einer Diskussion anderswo, wo es um das (sehr) unterschiedliche subjektive Qualitätsempfinden zu einer Sonettreihe eines anderen Autors ging. Bei mir ist es vielleicht ein wenig anders: Ich kann bei Rilke schon weinen, bloß weil die Sprache so wunderschön ist. So etwas scheine ich persönlich sehr intensiv wahrzunehmen. Oft genug aber beurteilen wir sogar ein und denselben Text ganz unterschiedlich zu verschiedenen Zeiten - Tagesverfassung, Laune, Biorhythmus, usw. spielen da eine nicht unwesentliche Rolle. Ich hoffe, ich konnte meine Intentionen klarmachen. LG, eKy
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13.02.2013, 12:04 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Erich,
vielen Dank für die ausführliche Erläuterung, jetzt verstehe ich. Die Schlusszeilen sind also nicht (wie ich dachte) eine Antwort auf die Fragen, sondereine neue Idee. Daran lag es wohl, dass ich es nicht kapierte. Insgesamt drückst du etwas aus, was ich genauso empfinde und für mich das "Orpheusprinzip" (wahre Schönheit erweicht sogar Steine - oder Deiche) getauft habe. Liebe Grüße Thomas
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18.02.2013, 23:31 | #5 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass nur diejenige Poesie "groß" sein kann, die den Leser erreicht, in der er sich selbst oder die eigenen Sehnsüchte zu erkennen vermag. SO schreibt man "große" Lyrik - das ist die Erklärung.
LG, eKy
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09.03.2013, 21:28 | #6 | |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
ich denke, dass das Geheimnis der Poesie in den Universen liegt und den Leser nur in seinem "eigenen Universum" berührt. Zitat:
Erst dann ist sie verstanden worden. Du hast das Geheimnis der Poesie verdichtet. Ich glaube zu verstehen und kann es doch nicht wirklich kommentieren. Vielleicht, weil ich vor einem gebrochenem Seelendeich stehe? So groß ist dein Werk. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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09.03.2013, 23:18 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Bei soviel Lorbeer muss ich aber schlucken! Mich freut, dass meine Zeilen dich und andere erreichen und offenbar von etwas Bedeutung sind. (Warum ich dann zur Zeit 11-!!!- unkommentierte Gedichte im Archiv habe, ist mir ein Rätsel... Das soll jetzt kein Vorwurf sein, schon gar nicht an dich oder Faldi! Ich wollte nur auf diese frappierende Diskrepanz hinweisen.) LG, eKy
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